Die Alternative für Deutschland (AfD) wird 2025 erstmals mit einer Kanzlerkandidatin in den Wahlkampf ziehen. Diese Kandidatin, Alice Weidel, gilt parteiintern als „anschlussfähig“ in bürgerlichen Milieus, wie aus internen Strategiepapiere hervorgeht. Trotz dieser bürgerlichen Inszenierung wird Weidel oft auch mit extremen rechten Positionen in Verbindung gebracht, was in ihrem Werdegang nicht neu ist. So zeugte ihr Auftritt beim Parteitag in Riesa von einem wütend-aggressiven Ton und einer harten Wortwahl, die die Nähe zu rechtsextremen Ansichten verdeutlicht. Weidel verwendete beispielsweise den Begriff „Remigration“, der in rechtsextremen Kreisen populär ist und somit zur Polarisierung beiträgt. Ihr Stil brachte ihr auch Unterstützer aus dem radikalen Flügel, insbesondere Björn Höcke, der ihre Reden lobt. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass Weidel trotz der Radikalisierung ihrer Partei weiterhin eine herausragende Rolle spielt.

In einer aktuellen Sonderfolge des Podcasts „Auf den Punkt“ wird sie am 23. Februar thematisiert werden, wobei auch ihr Umgang mit den extremen Rechten in der AfD im Mittelpunkt stehen soll. Der Podcast wird in sechs Episoden veröffentlicht, die alle dazu dienen, die Hintergründe und Überzeugungen von Wahlkampfakteuren zu beleuchten. Ein weiterer Termin wird auch Robert Habeck thematisieren, der am 8. Februar als „Die grüne One-Man-Show“ vorgestellt wird. Die Tagesschau ergänzt, dass Weidel sich als ein bürgerliches Gesicht der AfD positioniert, jedoch ihre unverblümten Äußerungen, die immer wieder in die Öffentlichkeit gelangen, diese Inszenierung in Frage stellen.

Die Compromittierung des Privatlebens

Ein weiterer Aspekt, der Weidels öffentliche Wahrnehmung prägt, ist ihr Lebensstil, der in krassem Widerspruch zu den traditionellen Werten der AfD steht. Sie lebt in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und hat Kinder mit einer Frau, was innerhalb der konservativen Strömungen der Partei auf Skepsis stößt. Weidel selbst betont, dass sie nicht queer sei, trotz ihrer Lebensumstände. Diese widersprüchliche Darstellung ist Teil einer komplexen Identitätspolitik, die die AfD nach außen hin formuliert – mit klaren, patriarchalen Vorstellungen von Familienstrukturen, die sich in ihrem Wahlprogramm widerspiegeln. Die Amadeu Antonio Stiftung erklärt, dass die AfD sich als Verteidigerin traditioneller Familienstrukturen sieht und Antifeminismus sowie Ablehnung von Emanzipationsbewegungen zentrale Elemente ihrer politischen Agenda bleiben.

Die AfD propagiert ein Bild der Zweigeschlechtlichkeit und Heteronormativität, steht jedoch in der Kritik, ihre eigenen Mitglieder nicht als Vorbilder für diese Werte einzusetzen. Weidel wird als ehrgeizig beschrieben und hat erkannt, dass sich mit steigenden Umfragewerten auch politische Macht verbinden lässt. Unter ihrer Führung hat die Partei sich nicht von ihrer radikalen Ausrichtung distanziert, was ihre Anhänger bestärkt. In einem Klima, in dem die AfD eine Regierungsbeteiligung für 2029 anstrebt, wird Weidel als Anführerin wahrgenommen, die durch ihre Strategie und Rhetorik potentielle Wählergruppen ansprechen könnte.