Am 11. Januar 2025 hat die Alternative für Deutschland (AfD) auf ihrem Parteitag in Riesa einen historischen Schritt vollzogen, indem sie Alice Weidel einstimmig zur Kanzlerkandidatin für die bevorstehenden Bundestagswahlen am 23. Februar 2025 wählte. Diese Entscheidung markiert das erste Mal in der Geschichte der AfD, dass eine Frau als Kanzlerkandidatin aufgestellt wurde. Die Wahl erfolgte per Akklamation durch Aufstehen, was eine offizielle Auszählung der Stimmen überflüssig machte.
Tino Chrupalla, der Co-Vorsitzende der AfD, bezeichnete Weidel in seiner Ansprache als „die zukünftige Kanzlerin“. Weidel selbst betonte in ihrer Rede, dass sie bereits Maßnahmen für die ersten 100 Tage nach einer möglichen Regierungsübernahme skizzieren möchte. Geplante Schritte umfassen unter anderem den Abbau aller Windräder, die Wiederinbetriebnahme funktionsfähiger Kernkraftwerke sowie längere Laufzeiten für Kohlekraftwerke.
Politische Agenda und Unterstützung
Des Weiteren kündigte Weidel an, den Wiederbezug von russischem Gas über die Nordstream-Pipeline aufleben zu lassen. Durch ihre klare Positionierung in energiepolitischen Fragen zeigt sie einen starken Fokus auf nationale Ressourcen. Weidel, die seit 2013 ein bekanntes Gesicht der AfD ist und seit 2017 die Bundestagsfraktion leitet, hat sich als scharfzüngige Rednerin etabliert.
Mit ihrem offenen Vorgehen in einer von Männern dominierten Partei stellt Weidel eine Ausnahmeerscheinung dar. Die in der Partei meist männlichen Führungskräfte sind sich ihrer Unterstützung bewusst; Tino Chrupalla verzichtete auf seine eigene Kanzlerkandidatur und stellte sich hinter Weidel. In Umfragen rangiert die AfD derzeit bei etwa 20 Prozent und befindet sich auf Platz zwei hinter der Union.
Hintergrund zur AfD
Die AfD wurde 2013 gegründet, ursprünglich als eurokritische Partei in Reaktion auf die Finanzkrise 2010 und die Europäische Währungsunion. Zunächst war die Partei liberal-konservativ ausgerichtet, entwickelte sich jedoch ab 2014 zu einer rechtspopulistischen und rechtsextremen Formation. Die Zuwanderungsfrage wurde zu einem zentralen Thema, welches die Partei in der Öffentlichkeit positionierte und ihrem Wachsen in der Politik zu verdanken hat.
Bereits bei den Bundestagswahlen in 2017 konnte die AfD mit 12,6 Prozent in den Bundestag einziehen. In der Folgezeit durchlebte die Partei verschiedene interne Machtkämpfe und Veränderungen, die zu ihrer heutigen Ausrichtung führten. In jüngerer Vergangenheit wurde die AfD bei den letzten Wahlen bekannt für deutliche Positionierungen gegen eine Koalition mit anderen Parteien, die der AfD eine Regierungsbeteiligung schließen.
Insgesamt zeigt die Nominierung von Alice Weidel das Bestreben der AfD, klare politische Standpunkte zu vertreten, auch wenn die Aussichten auf eine Regierungsbeteiligung aktuell als gering eingeschätzt werden, da andere Parteien bereits Koalitionen mit der AfD ausgeschlossen haben. Der Parteitag wurde von Protesten und Blockaden von AfD-Gegnern begleitet, was die angespannten politischen Verhältnisse unterstreicht.
Die nächsten Wochen bis zur Bundestagswahl werden zeigen, wie erfolgreich die AfD unter der Führung von Alice Weidel sein kann und inwieweit die Wählerschaft auf ihre politischen Ankündigungen reagiert.