Im Jahr 2024 kam es in Deutschland zu einem alarmierenden Anstieg von Keuchhusten-Erkrankungen, der die Gesundheitsbehörden vor Herausforderungen stellt. Laut Informationen der Badischen Neuesten Nachrichten wurden in Baden-Württemberg 4.450 Infektionen registriert, ein dramatischer Anstieg im Vergleich zu nur 298 Fällen im Jahr 2023. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren, die gut die Hälfte der Neuinfektionen ausmachen. Insgesamt wurden bundesweit über 22.000 Fälle von Keuchhusten gemeldet, was die höchste jährliche Fallzahl seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2013 darstellt.
Keuchhusten, medizinisch als Pertussis bekannt, ist eine hochansteckende Erkrankung, die durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht wird. Die Übertragung erfolgt fast ausschließlich durch Tröpfcheninfektion, wenn infizierte Personen husten, niesen oder sprechen. Bei Jugendlichen, Erwachsenen und vielen Kindern kann die Krankheit oft nur durch langanhaltenden Husten erkannt werden. Doch für Säuglinge stellt sie eine besondere Gefahr dar, da sie den Schleim nicht abhusten können, was zu potenziell lebensbedrohlicher Atemnot führen kann.
Schutzimpfungen und Impflücken
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine dreiteilige Grundimmunisierung für Babys sowie Auffrischimpfungen für Kinder und Erwachsene. Allerdings haben zahlreiche Impflücken, die während der Corona-Pandemie entstanden sind, dazu geführt, dass weniger Menschen gegen Keuchhusten immunisiert sind. Vor der Pandemie waren etwa 80 % der Kinder und 50 % der Erwachsenen gegen Pertussis geimpft. Eine Impfkampagne könnte helfen, diese Lücken zu schließen, um die Infektionsraten zu senken und besonders gefährdete Gruppen, wie Säuglinge, zu schützen.
In Deutschland zeigt sich, dass trotz hoher Impfquoten sporadisch Keuchhustenwellen auftreten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Menschen die Erkrankung dennoch übertragen können – besonders ab der zweiten Woche der Erkrankung sind die Infizierten hoch ansteckend. Die Inkubationszeit dauert meist 9 bis 10 Tage, und auch Erwachsene können schwer erkranken, insbesondere wenn sie Vorerkrankungen haben.
Symptomatik und Therapien
Die Erkrankung verläuft in drei Stadien: Zunächst treten erkältungsähnliche Symptome auf, gefolgt von schweren, anfallsweise auftretenden Hustenattacken und schließlich der Abheilungsphase. Komplikationen, wie Pneumonie oder Krampfanfälle, sind vor allem bei hospitalisierten Säuglingen häufig, weshalb eine frühzeitige medizinische Intervention von größter Bedeutung ist. Antibiotika können die Dauer der Ansteckungsfähigkeit verkürzen, ändern jedoch oft nicht den Verlauf der Krankheit.
Auf europäischer Ebene hat sich die Situation ebenfalls zugespitzt: Seit Mitte 2023 hat sich die Zahl der Keuchhustenfälle in Europa verzehnfacht, wobei in einigen Ländern, wie Tschechien und den Niederlanden, leider auch Todesfälle verzeichnet wurden. In Großbritannien erkrankten im ersten Quartal 2024 nahezu 2.800 Menschen, was die Dringlichkeit von Impfungen und Schutzmaßnahmen unterstreicht.
Die Belastung für Kinderarztpraxen und Kliniken ist trotz der Abflachung der Infektionskurve Ende des Jahres 2024 weiterhin hoch. Gesundheitsexperten betonen, dass eine umfassende und zielgerichtete Impfstrategie notwendig ist, um den Anstieg von Keuchhusten-Infektionen nachhaltig zu stoppen. Insbesondere sollte die Impfempfehlung für Schwangere im dritten Trimester befolgt werden, um den Schutz für Säuglinge bereits von Geburt an zu gewährleisten. Weitere Informationen und Empfehlungen sind auf den Websites des Robert Koch-Instituts und der Apotheken Umschau erhältlich.