Bei der diesjährigen „Stunde der Wintervögel“ in Mecklenburg-Vorpommern wurden am 27. Januar 2025 die niedrigsten Vogelzahlen seit Beginn dieser Aktion gemeldet. Im Durchschnitt zählten die Teilnehmer nur noch knapp 44 Vögel pro Garten, was einen Rückgang im Vergleich zu etwa 54 Vögeln pro Garten im Jahr 2011 darstellt. Die Nabu-Landesgeschäftsführerin Rica Münchberger äußerte sich besorgt über diesen Trend, der bereits seit Jahren beobachtet wird. Von den gesichteten Vögeln waren Haussperling, Feldsperling, Kohlmeise, Blaumeise und Amsel die häufigsten, wobei die Amsel-Zählungen um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind. Es wird vermutet, dass dies mit dem Usutu-Virus in Verbindung steht, der bereits seit mehreren Jahren in Europa verbreitet ist. Das Virus könnte die Vogelpopulationen erheblich beeinflussen, insbesondere die Amseln, die als „Sorgenkind“ des Naturschutzbundes (Nabu) gelten.

Auch in Baden-Württemberg wurden ähnliche Entwicklungen festgestellt. Hier sank die Amsel-Zahl um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während bundesweit ein Rückgang von 18 Prozent verzeichnet wurde. Das durchschnittliche Ergebnis in den Gärten des Südwestens lag bei etwas über 32 Vögeln, was als bedenklich eingestuft wird. Lange Zeit, mindestens über die letzten 15 Jahre, haben Gärten in dieser Region rund zehn Vögel verloren, was auf Faktoren wie zu wenig Lebensraum, Nahrungsknappheit und Krankheiten zurückgeführt wird. Neben Amseln litten auch Haussperlinge und Grünfinken unter dem Rückgang.

Usutu-Virus und seine Auswirkungen

Das Usutu-Virus, ein Flavivirus, überträgt sich hauptsächlich durch heimische Stechmücken und kann bei infizierten Vögeln schwerwiegende Symptome hervorrufen. Amseln sind die am häufigsten betroffenen Vögel. Erstmals wurde das Vogelsterben durch dieses Virus in Deutschland im Jahr 2011 dokumentiert. Seither hat sich das Virus in Europa verbreitet und ist zunehmend zu einer Bedrohung für die Vogelpopulationen geworden. Während Infektionen beim Menschen selten sind, verlaufen sie häufig asymptomatisch oder mild, können jedoch in seltenen Fällen zu schwerwiegenden Erkrankungen führen.

Die aktuelle Zählung in Mecklenburg-Vorpommern fand am ersten Januarwochenende statt und zog etwa 2.600 Teilnehmer an, während im Vorjahr noch mehr als 3.600 die Vogelzählung aktiv mitgestaltet hatten. Die nächste Vogelzählung, die „Stunde der Gartenvögel“, ist für den Zeitraum vom 9. bis 11. Mai geplant. Fachleute hoffen, durch solche Zählaktionen langfristige Veränderungen in der Vogelwelt besser zu verstehen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um dem fortschreitenden Rückgang der Vogelpopulationen entgegenzuwirken.