Der Aktienkurs eines namhaften Unternehmens hat sich in den letzten Wochen dramatisch halbiert, von 12 Euro auf nur noch 6 Euro. Diese Entwicklung hat zu erheblicher Unzufriedenheit unter Investoren geführt, die der Meinung sind, dass der Aktienkurs nicht die tatsächliche Unternehmensleistung widerspiegelt. Trotz dieser Rückschläge hat das Unternehmen kürzlich die Beitragsgrenze von 200 Millionen Euro überschritten, was dem bisherigen Wachstum und der Marktpositionierung zugutekommt. Der Börsengang, der mit 75 Millionen Euro an Beitragseinnahmen realisiert wurde, wurde von vielen als notwendig und emotional richtig angesehen, trotz der aktuell problematischen Kursentwicklung.
Der CEO des Unternehmens sieht sich selbst eher als Unternehmer denn als angestellten Manager. Er hat angekündigt, seinen Vertrag über viereinhalb Jahre erfüllen zu wollen und hat dabei klargestellt, dass keine Entlassungen geplant sind, sondern das Unternehmen stattdessen expandiert. Um profitabel zu bleiben, wird jedoch eine Reduzierung der Vertriebsausgaben sowie des Neugeschäfts in 2023 und 2024 angestrebt. Es gibt auch Überlegungen zur Trennung von Sach- und Krankenversicherung durch die Gründung einer neuen Gesellschaft.
Herausforderungen und Problematiken
Die Deutsche Insurtech-Branche sieht sich aktuell mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Gemeinsam mit dem Rückgang in der Zahl der Neugründungen, die 2022 von stabilen 35 Start-ups auf nur vier gesunken ist, wird Deutschland im Bereich Insurtech als schwach angesehen. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland im Bereich Insurtech schlechter ab als Frankreich und das Vereinigte Königreich, was vor allem an der ungleichen Verteilung von Finanzierungen liegt. Ein großer Teil der Mittel fließt überwiegend in das Unternehmen Wefox, wodurch der Abstand zwischen den großen Investitionen und kleineren Unternehmen weiter wächst.
Zwischen 2012 und 2022 wurden in Deutschland insgesamt 128 Insurtechs gegründet, während Frankreich und das Vereinigte Königreich 194 beziehungsweise 224 Insurtechs aufweisen. In Deutschland dominieren im momentane die Enabler, die digitale Produkte und Dienstleistungen anbieten. Die Unternehmen müssen jedoch ihr Angebot diversifizieren, um im Wettbewerb bestehen zu können.
Digitalisierung und zukunftsträchtige Entwicklungen
Die Digitalisierung der Kundenschnittstelle wird als entscheidende Strategie im deutschen Versicherungsmarkt angesehen. Aktuelle Trends wie das Konzept der Embedded Insurance, bei dem Versicherungsprodukte in andere Dienstleistungen integriert werden, gewinnen an Bedeutung. Der Markt für Embedded Insurance in Europa soll bis 2029 jährlich um 19,4 Prozent wachsen. Zudem wird eine zunehmende Nachfrage nach Echtzeit-Schadenregulierung und Reparatur-Services prognostiziert.
Die Zusammenarbeit zwischen traditionellen Versicherern, Start-ups und Investoren könnte für die deutsche Insurtech-Branche von großem Vorteil sein. Mit einem verstärkten Innovationspotenzial und einer stärkeren Ausrichtung auf Kooperationen könnte Deutschland möglicherweise den Schritt an die europäische Spitze realisieren. Experten fordern mehr Mut von Investoren, um das Wachstum der Branche nachhaltig zu fördern, insbesondere in einem wirtschaftlichen Umfeld, das Stabilität und Rechtsstaatlichkeit bietet.
Insgesamt stehen die Akteure der Branche vor der Notwendigkeit, sich an die sich wandelnden Bedingungen anzupassen und innovative Strategien zu entwickeln, um nicht nur im nationalen, sondern auch im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Die aktuellen Entwicklungen im Versicherungssektor verdeutlichen, dass eine proaktive Herangehensweise erforderlich ist, um die Herausforderungen der Branche zu bewältigen.
Mehr Informationen finden Sie in den folgenden Artikeln: FAZ, Das Investment, vbw Bayern.