Am 27. Januar, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, kam es im Berliner Abgeordnetenhaus zu einem Vorfall, der die Diskussion über die Erinnerungskultur in Deutschland neu entfachte. Der AfD-Abgeordnete Marc Vallendar äußerte sich in einer Plenarsitzung und stellte fest: „Mag ja sein, dass es Kriegsverbrechen gegeben hat“. Diese Aussage sorgte für erheblichen Widerspruch und empörte viele Anwesende. Ein Zwischenrufer aus dem Ausschuss bezeichnete Vallendars Bemerkung als „Unverschämtheit“. Der Ausschussvorsitzende Florian Dörstelmann (SPD) stellte direkt die Frage, ob Vallendar sich des Datums bewusst sei, was dieser bestätigte. Dörstelmann kritisierte die ungenaue Formulierung und erklärte, dass die Formulierung „es mag“ unangemessen sei. Daraufhin korrigierte sich Vallendar und sagte: „Es gab Kriegsverbrechen“ berichtet die Welt.

Der Gedenktag weist auf die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945 hin und ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur. In Deutschland gibt es über 300 Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren, in denen Schüler und Schülerinnen im Geschichtsunterricht über den Nationalsozialismus lernen und diese Stätten besuchen. Das Gedenken umfasst die systematische Ermordung von sechs Millionen Juden sowie Hunderttausenden weiteren Opfern, darunter Sinti und Roma, politische Gegner, Homosexuelle und Menschen mit Behinderungen. Der Gedenktag wird seit 1996 begangen, ist jedoch kein offizieller Feiertag merkt die Deutsche Welle an.

Kontroversen um die Erinnerungskultur

Die Diskussion um Vallendars Äußerungen spiegelt die breitere Auseinandersetzung mit der deutschen Erinnerungskultur wider, die in den letzten Jahren von rechtsextremen und rechtspopulistischen Gruppen angefeindet wird. Jens Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, berichtete von Drohungen durch solche Gruppen. Veronika Hager von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) wies auf Fälle von Vandalismus und Holocaustleugnung in Gedenkstätten hin führt die Deutsche Welle aus.

Einen weiteren Aspekt der Erinnerungskultur bildet die Forderung von Michel Friedman, die rituellen Elemente stärker zu hinterfragen und mehr Verantwortung für heutige Jüdinnen und Juden zu übernehmen. Der Anstieg antisemitischer Übergriffe in Deutschland seit dem 7. Oktober 2023, nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, beleuchtet die anhaltenden Herausforderungen in der Gesellschaft so die DW.

Die Diskussion zeigt, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht abgeschlossen ist. Politologin Saba-Nur Cheema beschreibt Erinnerungskultur als kollektives Wissen über die Vergangenheit, das sich stetig weiterentwickeln sollte. Der Gedenktag am 27. Januar bleibt daher ein wichtiger Moment, um die Vergangenheit zu reflektieren und die Bedeutung einer verantwortungsvollen Erinnerung zu betonen.