In Deutschland wird die Situation im Gesundheitswesen zunehmend besorgniserregender, besonders in ländlichen Gebieten. Dies zeigt sich eindrucksvoll am Beispiel von Sarah Kiene, einer 26-jährigen Patientin aus dem Zollernalbkreis, die an Morbus Behçet leidet. Nach ihrer Erkrankung, die infolge einer Corona-Infektion auftrat, benötigte sie ein ganzes Jahr, um einen Rheumatologen zu finden, da im heimischen Raum niemand für Kassenpatienten zur Verfügung stand. Diese länger werdenden Wartezeiten auf Arzttermine sind ein zentrales Problem, das Kassenpatienten in Deutschland betrifft, wie SWR berichtet.

Die allgemeine Gesundheitsversorgung wird durch eine ungleiche Verteilung von Ärzten in städtischen und ländlichen Gebieten weiter belastet. Über 1.000 Hausarztstellen in Baden-Württemberg sind unbesetzt, und die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg hebt hervor, dass die Bedarfsplanung nicht zwischen internistischen und rheumatologischen Fachrichtungen unterscheidet. Diese Entwicklung zwingt Patienten oft, weite Wege auf sich zu nehmen, um die benötigte medizinische Hilfe zu erhalten.

Ärztemangel in ländlichen Regionen

Der Ärztemangel trifft besonders die ländlichen Regionen Deutschlands hart. Diverse Faktoren verstärken dieses Phänomen. In Städten sind Arbeitsbedingungen oft attraktiver, während ländliche Gebiete mit hohen Kosten für die Praxisgründung und mangels finanzieller Anreize weniger junge Ärzte anziehen. Besonders ausgeprägt ist der Mangel in ostdeutschen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt und Brandenburg, aber auch in Niedersachsen. Pacura Doc stellt fest, dass die Zahl der berufstätigen Ärzte zwar leicht angestiegen ist, dennoch wird bis 2040 ein Mangel von 30.000 bis 50.000 Ärzten prognostiziert.

Die demografische Entwicklung stellt eine weitere Herausforderung dar: Über 100.000 Ärzte gehen in den Ruhestand, während die Anzahl der Medizinstudenten stagnierend bleibt. Rund 97.000 Ärzte sind bereits 60 Jahre oder älter, was den Handlungsbedarf auf politischer Ebene unterstreicht. Um diesem Anstieg der Herausforderungen zu begegnen, haben einige Bundesländer die sogenannte „Landarztquote“ eingeführt, um gezielt angehende Mediziner für ländliche Regionen zu gewinnen.

Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum

Die Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen ist nicht nur eine Frage der Arztverfügbarkeit, sondern auch eine der Zugänglichkeit. Wenige Gesundheitsversorgungseinrichtungen und längere Wege für Patienten führen zu einer suboptimalen Versorgung. Ältere Menschen sind besonders betroffen, da sie oft multimorbide sind und auf regelmäßige ärztliche Betreuung angewiesen sind. Bundeszentrale für politische Bildung beschreibt, dass die geringere Bevölkerungsdichte in ländlichen Gebieten zu großen Einzugsbereichen für medizinische Leistungserbringer führt und oft spezialisierte Leistungen nicht vorgehalten werden.

Innovative Versorgungsmodelle sind notwendig, um die medizinische und pflegerische Versorgung in diesen Gegenden zu verbessern. Kooperationen zwischen Haus- und Fachärzten sowie die Nutzung telemedizinischer Ansätze können dazu beitragen, die Versorgungslücke zu schließen. Die Entwicklung regionaler Versorgungsmodelle ist entscheidend, um Patienten in ländlichen Räumen auch in Zukunft qualitativ hochwertige Gesundheitsdienstleistungen bieten zu können.

Die Situation im deutschen Gesundheitswesen macht klar, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die flächendeckende medizinische Versorgung in ländlichen Regionen sicherzustellen.