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Abschied vom Engelberg: Franziskaner ziehen sich nach 195 Jahren zurück

Am Sonntag endete offiziell eine Ära im Kloster Engelberg, als die Franziskaner aufgrund von Personalmangel ihren Wallfahrtsort aufgaben, während die indischen Oblaten des heiligen Josef am 1. November 2024 die Seelsorge übernehmen werden, um den Fortbestand des geistlichen Lebens zu sichern.

Das Kloster Engelberg durchläuft eine bedeutende Veränderung, die nicht nur die religiöse Gemeinschaft betrifft, sondern auch die lokale Bevölkerung und die religiöse Landschaft in Deutschland beeinflusst. Am Sonntag wurde ein Abschiedsgottesdienst für die Franziskaner gefeiert, die seit 1828 in dem Kloster tätig sind und nun aufgrund des Personalmangels ihre Stätte aufgeben. Diese Entscheidung hat weitreichende Konsequenzen.

Herzstück des Wallfahrtsortes bleibt bestehen

Obwohl die Franziskaner das Kloster Engelberg verlassen, bleibt der Ort als Wallfahrtsstätte weiter in Gebrauch. Ab dem 1. November 2024 werden die Oblaten des heiligen Josef, eine Kongregation von Ordensschwestern, die Verantwortung übernehmen. Der Würzburger Bischof Franz Jung hat bereits Nelson Antoney als neuen Wallfahrtsdirektor ernannt, der aus Indien stammt und die Herausforderung übernehmen wird, die seelsorgerische Arbeit fortzuführen. Richard Heßdörfer, der zuletzt als einziger Franziskaner dort tätig war, zeigt sich optimistisch über die Kontinuität der seelsorgerischen Angebote.

Rückblick auf eine lange Tradition

Das Kloster Engelberg hat eine lange Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Über fast zwei Jahrhunderte war die franziskanische Gemeinschaft für die spirituelle und seelsorgerische Betreuung der Gläubigen verantwortlich. Die Gründe für den Rückzug sind jedoch schmerzlich. Die zunehmende Altersstruktur der Ordensmitglieder und der fehlende Nachwuchs zwingen die Franziskaner, ihre Ressourcen umzustrukturieren. Heßdörfer selbst hat das Rentenalter erreicht und sieht die Notwendigkeit, die verbleibenden Brüder auf stärkere Klöster zu verteilen.

Der Kampf gegen den Mitgliederschwund

In der gesamten Deutschen Ordenslandschaft ist der Rückgang der Mitgliedszahlen ein alarmierendes Phänomen. Jährlich verlieren die Ordensgemeinschaften etwa 900 bis 1.000 Mitglieder, während nur wenige Novizen nachrücken. Andreas Murk, der Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK), beschreibt die Lage als besorgniserregend. Der Verlust von irgendeinem Kloster bedeutet nicht nur den Rückgang einer Gemeinschaft, sondern auch emotionalen Verlust für die Ordensmitglieder, was in dem begleitenden Prozess zur Klosteraufgabe nicht vergessen werden darf.

Der Erhalt der Gemeinschaft trotz Veränderungen

Trotz der bedeutenden Veränderungen wird der Klosterbetrieb nicht ganz eingestellt. Die Gastronomie bleibt unter der Leitung der „Franziskaner Klosterbetriebe GmbH“. Dies gibt der Belegschaft der Klosterschänke Hoffnung, dass der Standort für die lokale Bevölkerung erhalten bleibt, auch wenn die Franziskaner nicht mehr vor Ort sind. Eine Mitarbeiterin äußerte den Wunsch, dass die Ordensleute bleiben könnten, da sie für viele im Dorf eine wichtige kulturelle und spirituelle Institution darstellten.

Optimismus für die Zukunft

Dennoch gibt es Anlass zur Hoffnung. Die neue Besetzung mit den Oblaten könnte frischen Wind in die traditionsreiche Einrichtung bringen. Nelson Antoney, der bereits Erfahrung in Deutschland hat, wird die Tradition des Engelberges fortführen und hat versprochen, die seelsorgerische Arbeit ohne Unterbrechung fortzusetzen. Heßdörfer betont: „Ich hoffe, dass ab November die Seelsorge mit der neuen indischen Besetzung des Klosters ganz normal wie bisher weitergeht.“

Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich diese Veränderungen auf die soziale und religiöse Dynamik in der Region auswirken. Es bleibt abzuwarten, ob die Oblaten in der Lage sind, die Tradition fortzusetzen und gleichzeitig neue Impulse zu setzen.

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