Am 8. Februar 2025 versammelten sich rund 3000 Menschen in der Rostocker Innenstadt, um gegen Rechts zu demonstrieren. Unter dem Motto „Rostock steht zusammen – alle gegen Faschismus“ wurde ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt. Die Veranstaltung wurde vom Aktionsbündnis „Rostock nazifrei“ organisiert, das auf einen ernsten Anlass reagierte: eine brutale Attacke auf eine 36-jährige Frau aus Syrien in der Grubenstraße.

Die Teilnehmer der Demonstration trugen bunte Banner mit klaren Parolen, darunter „Hass ist keine Meinung, sondern ein Problem“ und „Demokratie verteidigen!“. Monique Tannbaum, Geschäftsführerin des Landesfrauenrats, äußerte sich kritisch zur Instrumentalisierung von Gewalttaten durch Rechtspopulisten und unterstrich die Dringlichkeit, sich entschieden gegen Gewalt und Diskriminierung zu positionieren.

Kritik an der Migrationspolitik

Während des Protests sprach Eckhard Brickenkamp von der Linken über einen umstrittenen Fünf-Punkte-Plan zur Migrationspolitik, dem sowohl die CDU als auch die AfD zugestimmt haben. Dies wird als signifikanter Tabubruch wahrgenommen, da die CDU zuvor eine „Brandmauer“ zur AfD betont hatte.

Auch Johannes Beykirch vom Evangelischen Kinder- und Jugendwerk forderte dazu auf, im Diskurs zu bleiben und an den grundlegenden Werten der Gesellschaft zu erinnern. Der Protestzug verlief vom Neuen Markt zum Steintor und zurück, begleitet von Ordnern und etwa 100 Polizeikräften. Obwohl die Veranstaltung insgesamt friedlich verlief, kam es am Rande zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen einigen Teilnehmern und einer Gruppe, die offenbar Störversuche plante. Am Rostocker Hauptbahnhof mussten acht Personen einen Platzverweis hinnehmen.

Antifaschismus als Begriff und seine Relevanz

Der Antifaschismus hat in Deutschland eine tief verwurzelte Geschichte und spielt besonders seit den wachsenden rechten Strömungen eine bedeutende Rolle in der politischen Kultur. Nach der Wiedervereinigung hat sich die antifa-Perspektive gewandelt; sie dient nicht nur als Antwort auf Rechtsextremismus, sondern ist auch Ausdruck einer stärkeren politischen Mobilisierung. Diese Verschiebung wird begleitet von einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und der Rolle des Antifaschismus in der DDR.

Obwohl ursprünglich im Kontext des Kalten Krieges geprägt, bleibt der Antifaschismus ein konstruktives Element in der politischen Diskussion in Deutschland. Er wird heute stärker als zuvor als Mittel verwendet, um verschiedene politische Kräfte zu vereinen und als moralisches Argument zur Rechtfertigung sozialistischer Ideale zu nutzen. Auch nach der Wende bleibt er ein nützliches Instrument, um gegen Rechtsextremismus zu mobilisieren, auch wenn der Begriff selbst einer kritischen Neubewertung bedarf. Der historische Kontext und die Entwicklung des Antifaschismus, insbesondere seine Bedeutung in der DDR, zeigen, dass diese Ideologie auch weiterhin eine gewichtige Rolle im politischen Spektrum spielt.