Am 7. Januar 2025 jährt sich der Tod von Oury Jalloh zum zwanzigsten Mal. Jalloh starb am 7. Januar 2005 in einer Polizeizelle in Dessau, wo er tot auf einer Matratze gefesselt an Händen und Füßen aufgefunden wurde. Er war zuvor verhaftet worden, weil er Frauen belästigt und Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet haben soll. Die genauen Umstände seines Todesein sind nach wie vor unklar; es wird angenommen, dass er die Matratze selbst angezündet hat. Angehörige sowie verschiedene Initiativen äußern jedoch starke Zweifel an dieser Darstellung. T-Online berichtet, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Herbst 2017 eingestellt wurden, da keine Aufklärung mehr zu erwarten sei.

Die Familie von Oury Jalloh und Unterstützer kämpfen weiterhin für Klarheit. Besonders die Entscheidung des Oberlandesgerichts Sachsen-Anhalt im Oktober 2019, eine Beschwerde zur Wiederaufnahme der Ermittlungen abzulehnen, sorgte für Enttäuschung. Eine weitere Beschwerde seines Bruders wurde 2023 vom Bundesverfassungsgericht abgewiesen. Im Jahr 2012 wurde der damalige Dienstleiter wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, jedoch blieben tiefere Ermittlungen zu den Umständen seines Todes aus. Die Bedingungen, unter denen Jalloh starb, sowie der mangelnde Umgang mit den Vorwürfen von Rassismus und Polizeigewalt stehen im Mittelpunkt der kritischen Betrachtungen zu diesem Fall.

Rassismus im institutionellen Kontext

Oury Jallohs Fall steht exemplarisch für tief verwurzelte rassistische Strukturen in Deutschland. Heimatkunde thematisiert, dass in Deutschland oft nicht anerkannt wird, dass struktureller und systemischer Rassismus existiert. Rassistische Gewalttaten werden häufig als Taten von Einzeltätern betrachtet, was die systematischen Probleme unsichtbar macht. Betroffene berichten von alltäglichen rassistischen Erfahrungen, die häufig nicht ernst genommen werden. Jallohs Geschichte wirft Fragen nach Gerechtigkeit und der Notwendigkeit einer Reform der Polizeistrukturen auf, um solche Vorfälle zu verhindern und transparenter zu machen.

Zusätzlich zu den bisherigen Ermittlungen gab es Vorschläge für eine neuartige Untersuchung des Falls. Im Kontext dieser Vorschläge wurden zwei Sonderermittler im Jahr 2018 eingesetzt, deren Ergebnisse sich mit Rassismus und Versäumnissen der Polizei beschäftigten, jedoch keine neuen Ansätze zur Aufklärung des Falls erbrachten. Trotz der frühen Feststellung von Gutachtern, dass Jalloh „mit hoher Wahrscheinlichkeit getötet“ wurde, bleibt die Forderung nach einem umfassenden Verständnis der Ereignisse um seinen Tod bestehen.

Der Fortlauf der Auseinandersetzung

  • Im Jahr 2020 lehnten Richter und Staatsanwälte Gespräche mit Sonderberatern ab, was die bereits bestehenden Spannungen weiter verstärkte.
  • Berichte über mögliche Behinderungen der Ermittlungen durch Justizmitarbeiter trugen zur wachsenden Skepsis bei.
  • Eine fundierte Aufarbeitung des Falls bleibt dringend erforderlich, um das Vertrauen in die Justiz und die Polizei zu stärken.

Mouctar Bah, ein Freund von Jalloh, berichtete über schwerwiegende Kritik an den Behörden und ließ eine zweite Autopsie vornehmen, bei der unter anderem ein Nasenbeinbruch festgestellt wurde, was weitere Zweifel an der Darstellung eines Selbstmordes aufwarf. Diese und weitere Ungereimtheiten bilden die Grundlage für anhaltende Proteste und Gedenkveranstaltungen, wie sie auch am 7. Januar 2018, zum 13. Jahrestag seines Todes, stattfanden.

Der Fall Oury Jalloh steht somit nicht nur für das individuelle Schicksal eines Mannes, sondern auch für die dringend notwendige gesellschaftliche Debatte über Rassismus und Polizeigewalt in Deutschland. MDR berichtet weiter über den Verlauf der Ermittlungen und die Herausforderungen, die der Fall für die Gesellschaft aufwirft. Die Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit geht weiter, während Jallohs Geschichte weiterhin eine Stimme für die Opfer rassistischer Gewalt bleibt.