In Deutschland lebt ein 17-jähriger junger Mann namens Lasse Stolley, der seinen ganz eigenen Lebensstil entwickelt hat. Anstatt in einer herkömmlichen Wohnung zu leben, nutzt er die Bahn als sein Zuhause. Stolley hat mit 16 Jahren seine elterliche Wohnung in Schleswig-Holstein gegen eine Bahncard 100 eingetauscht, die ihm unbegrenzten Zugang zur ersten Klasse der Deutschen Bahn ermöglicht. Täglich reist er auf etwa 1000 Kilometern durch Deutschland und beschreibt seinen Lebensstil als „unglaublich entlastend“ und extrem flexibel.
Er arbeitet als freiberuflicher App-Entwickler für ein Kölner Startup und nutzt die Zeit im Zug, um kreativ zu sein. Stolley dokumentiert seine Erlebnisse in einem Blog und zieht Inspiration aus einem YouTube-Dokumentarfilm, der ihn dazu brachte, seine Bahncard zu kaufen. Zu Beginn benötigte er etwas Zeit, um sich an das Leben im Zug anzupassen, doch jetzt findet er es ideal.
Minimalismus und Freiheit
Mit einem minimalistischen Lebensstil kommen auch einige Herausforderungen. Stolley hat einen 30-Liter-Rucksack, in dem sich alles befindet, was er braucht: seinen Laptop, T-Shirts, zwei Hosen, ein Nackenkissen und eine Reisedecke. Für seine Wäsche nutzt er oft die Toilette oder public laundry facilities und duscht in öffentlichen Schwimmbädern. Seine Essensversorgung sichert er sich häufig in der DB-Lounge, wo man kostenlose Snacks erhält. Außerdem hat er gelernt, die Vorteile seiner einzigartigen Lebensweise zu schätzen.
Stolley genießt nicht nur die Freiheit, überall arbeiten zu können, sondern auch die interessanten Begegnungen, die ihm auf seinen Reisen begegnen. So führt er immer wieder spannende Gespräche, zum Beispiel mit einem Sprengmeister und hat sogar seine Freundin in der DB-Lounge kennengelernt, die ebenfalls eine Bahncard 100 besitzt. Durch seine Reisen hat er das Gefühl, mehr über Menschen gelernt zu haben als in seiner Schulzeit.
Kosten und Unterstützung
Finanziell betrachtet belaufen sich seine jährlichen Lebenshaltungskosten auf etwa 10.000 Euro, hauptsächlich für Ausrüstung. Obwohl Stolley selbständig arbeitet, sind seine Eltern weiterhin für seine Krankenversicherung und finanzielle Unterstützung verantwortlich. Sie waren zu Beginn skeptisch, unterstützen ihn jedoch nach Klärung rechtlicher Fragen und vertrauen auf seine Entscheidungen.
Obwohl Stolley den Wunsch äußert, eines Tages mit seinem Lebensstil auf der Schiene Geld zu verdienen, bleibt er realistisch. Er will Feedback an Verkehrsunternehmen geben und träumt von weiteren Erfahrungen und Herausforderungen als digitaler Nomade. Digitale Nomaden, die ähnliche Lebensstile pflegen wie Stolley, erleben oft Herausforderungen in Bezug auf Unterbringung und Erschwinglichkeit, wie eine Umfrage von Flatio zeigt [Euronews].
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lasse Stolley mit seinem Leben im Zug ein Beispiel für die moderne Form des Lebensstils eines digitalen Nomaden verkörpert. Sein Ansatz, Freiheit und Flexibilität mit Minimalismus zu kombinieren, ist inspirierend und bietet einen neuen Blick auf das, was „Zuhause“ wirklich bedeutet. Sein Abenteuer ist erst der Anfang, und er ist gespannt darauf, wohin ihn die Bahnen Deutschlands noch führen werden.