Ab dem Sommersemester 2025 wird die VolkswagenStiftung ein bedeutendes Forschungsprojekt mit 1,4 Millionen Euro unterstützen. Unter dem Titel „LGBTIQ* Movements as Agents of Democratization: Historical, Contemporary, and Future Resources for Imagining Inclusive and Diverse Democracies“ wird das Projekt an der Freien Universität Berlin sowie in Kooperation mit Partnern in Gießen und Wien durchgeführt. Die Laufzeit beträgt drei Jahre und drei Monate, geleitet wird es von Dr. Andrea Rottmann.

Das transdisziplinäre Forschungsteam setzt sich aus Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen zusammen, die aus verschiedenen Bereichen kommen, darunter queere Archive, Theater, Geschichtswissenschaft und Politikwissenschaft. Geplante Aktivitäten umfassen die Erschließung und Digitalisierung von Archivbeständen sowie eine Oral-History-Sammlung. Zudem sind Theaterworkshops, Digital Storytelling und Podcasts Teil des Projekts. Ziel ist es, LGBTIQ*-feindlichen Narrativen und Desinformation entgegenzuwirken, wie die Freie Universität Berlin berichtet.

Hintergrund der LGBTIQ*-Bewegung

Die queere Geschichte ist geprägt von Herausforderungen und Triumphen. Seit dem 19. Jahrhundert wurden queere Menschen in Europa verfolgt, was mit der Einführung von Paragraph 175 einherging, der Homosexualität kriminalisierte. Der Nationalsozialismus führte zu einer grausamen Verfolgung queerer Menschen, viele wurden in Konzentrationslagern ermordet. Der Widerstand wurde durch das rosa Dreieck symbolisiert, das in den Lagern getragen wurde. Der Stonewall-Aufstand von 1969 markierte einen Wendepunkt für die LGBTQ+-Bewegung und inspirierte zahlreiche Aktivitäten in Deutschland, einschließlich der ersten CSD-Demonstrationen in den 1970er Jahren, wie Stephano betont.

In den 1980er Jahren brachte die AIDS-Krise eine neue Dimension des Aktivismus mit sich: Eine starke Solidarität innerhalb der queeren Gemeinschaft entstand. Organisationen wie die Deutsche AIDS-Hilfe waren entscheidend in ihrem Kampf für Aufklärung und medizinische Unterstützung. Die 2000er Jahre brachten schließlich rechtliche Fortschritte, darunter die Einführung der eingetragenen Lebenspartnerschaft im Jahr 2001 und die Ehe für alle im Jahr 2017, was als ein bedeutender Sieg für LGBTQ+-Rechte in Deutschland angesehen wird.

Entwicklungen und Herausforderungen der heutigen Zeit

Zu den Fortschritten der letzten Jahre zählt unter anderem die rechtliche Möglichkeit, den Geschlechtseintrag als „divers“ seit 2018 anzugeben. Ein weiterer positiver Schritt war die Verabschiedung des Verbots von Konversionstherapien für Minderjährige im Jahr 2020. Trotz dieser Errungenschaften bleibt die Diskriminierung queerer Menschen ein aktuelles Problem. Themen wie die Reform des Transsexuellengesetzes und die Anerkennung queerer Elternschaft stehen weiterhin im Fokus der gesellschaftlichen Debatte, wie Frauen in Kultur und Medien hervorhebt.

Das neue Forschungsprojekt an der Freien Universität Berlin soll dazu beitragen, dieses historische Wissen zu sichern und innovative Formate zu entwickeln, die die Sichtbarkeit und Anerkennung der LGBTIQ*-Bewegung unterstützen. Das transdisziplinäre Team um Dr. Andrea Rottmann verfolgt das Ziel, durch die Aufarbeitung der queeren Geschichte und die aktive Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Herausforderungen einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie und der Inklusion zu leisten.