BlaulichtGießen

„Wie ein Polizist in Langgöns das Leben einer Frau rettete“

Polizist Jan Deutschmann verhinderte am 11. August 2023 in Langgöns den Suizid einer Frau von der Talbrücke, indem er mit ihr sprach und ihr half, ihr Leben zu schätzen, was ihn bis heute emotional berührt.

Über der Langgönser Talbrücke, die über die A45 führt, erleuchtet ein Meer aus Blaulicht die Nacht. An einem zugigen Augustabend im Jahr 2023 ereignete sich hier ein dramatisches Rettungsmanöver. Der Kriminaloberkommissar Jan Deutschmann und sein Kollege standen vor der Herausforderung, das Leben einer Frau zu retten, die von der Brücke springen wollte.

Am Freitag, den 11. August, gegen 22:26 Uhr, erhielt Deutschmann den besorgniserregenden Funkspruch über eine Frau mit Suizidgedanken, die aus einem Krankenhaus geflohen war. Bereits wenige Stunden zuvor hatte er sie auf der Brücke gesehen und wusste, dass die Gefahr groß war.

Einsätze erfordern schnelles Handeln

Die Talbrücke in Langgöns, ein Ort, der sich schnell in ein Krisengebiet verwandelte, war während des Einsatzes von Einsatzfahrzeugen und Sanitätern umringt. Deutschmann, der die Brücke gut kannte, war sich bewusst, dass jede Minute zählte. Er musste schnell handeln, um die Frau von ihrem Vorhaben abzuhalten. Der Gedanke an einen weiteren Suizidversuch ließ ihm keine Ruhe, und so eilte er zur Brücke, während die Verkehrsnutzung an diesem Punkt unterbrochen war.

Als er die Frau antraf, war sie bereits über das Geländer gestiegen. Jede Bewegung, die sie machte, könnte sie in den Abgrund führen. Trotz seiner fehlenden speziellen Ausbildung für solche Notlagen wusste er, dass er nicht weggehen konnte. »Geh weg«, rief die Frau, als Deutschmann begann, ein Gespräch mit ihr zu führen. „Ich will dir helfen. Ich werde auf keinen Fall gehen“, antwortete er, um ihr zu zeigen, dass sie nicht allein war.

Die Kulisse war angespannt. Um den Geräuschpegel der vorbeifahrenden Autos zu übertönen, schrien Deutschmann und die Frau miteinander. Er versuchte, eine Verbindung zu ihr herzustellen und allerlei Themen anzusprechen, von Tieren bis hin zu alltäglichen Belangen. Doch die Frau war in einem emotionalen Tiefpunkt, und Deutschmann kämpfte darum, dass sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte.

Deutschmann hatte eine beeindruckende Karriere bei der Polizei hinter sich. Er hatte schwerwiegende Einsätze durchlebt und war mit besten Absichten in den Dienst gegangen, um zu helfen. In dieser Extremsituation jedoch fühlte er den Druck enorm. „Mehrmals habe ich mich leicht weggedreht“, erinnerte er sich. „Ich wusste nicht, was ich tun sollte, wenn sie loslässt.“ Dieser Moment war durchzogen von einem Wechselbad der Gefühle, das er kaum bewältigen konnte.

Gemeinsam für das Leben

Schließlich, als sein Kollege eintraf, erhöhte sich die Chance auf eine Rettung. Gemeinsam gelang es ihnen, die Frau stabil zu halten und von der Kante der Brücke zu ziehen. »Es war für uns entscheidend, die Situation nicht eskalieren zu lassen«, sagte Deutschmann. Sie setzten sich mit der Frau auf die Autobahn und redeten weiterhin beruhigend auf sie ein.

Obwohl er die Situation als denkwürdig bezeichnete, war er sich auch der emotionalen Herausforderungen bewusst, die mit einem solchen Einsatz verbunden sind. „Ich habe nie erfahren, wie es der Frau danach erging“, fazitierte Deutschmann. „Ich weiß nicht, welche Gefühle eine solche Konfrontation bei mir auslösen würde.“ Die Erinnerung an diese Nacht wird ihn jedoch immer begleiten.

Kürzlich wurde er für seine mutige Tat vom Ministerpräsidenten Hessens ausgezeichnet. „Es erfüllt mich mit Stolz, helfen zu können, besonders Menschen in Not“, reflektierte Deutschmann. Der Berufswunsch, anderen beizustehen und möglicherweise Leben zu retten, ist ein starkes Motiv für seine Arbeit als Polizist. Seine Eltern sowie die Frau seines Schwiegervaters sind ebenfalls im Polizeidienst tätig und teilen somit diese bedeutende Mission.

Nach dem Einsatz bekam Deutschmann einige Rückmeldungen von Kollegen. Eine bemerkenswerte Aussage einer Kollegin über die Frau berührte ihn besonders: Sie sei nicht froh über die Umstände, sondern darüber, dass jemand Zeit für sie genommen hatte. Eine „krasse“ Aussage, die im Kopf des Polizisten geblieben ist und die Bedeutung menschlicher Verbindung in Krisensituationen verdeutlicht.

Ein bleibendes Erlebnis

Jan Deutschmanns Einsatz an der Langgönser Talbrücke wird für ihn unvergesslich bleiben. Das Licht der Fahrzeuge, die am Horizont vorbeigleiten, ruft die Erinnerung an diese Nacht hervor, an die Dringlichkeit und die menschliche Tiefe, die in solchen Extremsituationen zum Vorschein kommt. Solche Fälle zeigen, wie wichtig es ist, im richtigen Moment zur Stelle zu sein und sich um die Menschen zu kümmern, die sich in einer aussichtslosen Lage befinden.

Der Einsatz von Jan Deutschmann vor einem Jahr ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Herausforderungen, denen sich Polizei und Rettungskräfte in kritischen Situationen stellen müssen. Solche Einsätze sind oft nicht nur emotional belastend, sondern auch in ihrer Komplexität herausfordernd. In Deutschland sind ähnliche Fälle von Suizidverhütung häufig, vor allem an Orten, die als gefährlich bekannt sind, wie Brücken oder Bahnstrecken. Die Polizeiarbeit in solchen Momenten geht über die bloße Aufrechterhaltung der Ordnung hinaus und erfordert ein hohes Maß an Empathie und psychologischen Kenntnissen.

Die Sicherstellung von Hilfe für gefährdete Personen ist ein zentrales Thema. Der Zugang zu psychologischen Unterstützungsdiensten und die Möglichkeit, schnell eine fachliche Einschätzung zu bekommen, sind entscheidend, um solche Krisen zu bewältigen. Das deutsche Gesundheitssystem hat in den letzten Jahren Fortschritte gemacht, um den Zugang zu psychologischen Diensten zu verbessern, aber viele Menschen sind nach wie vor nicht ausreichend informiert oder wissen nicht, wo sie Hilfe finden können.

Unterstützungsangebote und Hilfen

In Deutschland gibt es zahlreiche Institutionen, die sich mit psychischen Erkrankungen und der Unterstützung von suizidalen Personen befassen. Die Telefonseelsorge bietet Menschen in akuten Krisen die Möglichkeit, anonym und rund um die Uhr Hilfe zu erhalten. Dies ist besonders wichtig, da viele Betroffene oft nicht den Mut haben, sich direkt an eine Fachkraft zu wenden.

Darüber hinaus gibt es Beratungsstellen wie die Deutsche Depressionshilfe, die spezifische Programme zur Unterstützung bei Depressionen und psychosozialen Krisen anbieten. Diese Organisationen setzen sich dafür ein, das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu schärfen und den Zugang zu Hilfsangeboten zu erleichtern.

Die geplanten Maßnahmen zur Prävention von Suiziden umfassen oft Schulungen für das Personal von Notdiensten und einer breiteren Öffentlichkeit. Damit sollen entsprechende Anzeichen frühzeitig erkannt und adäquat reagiert werden, was letztlich das Ziel verfolgt, Menschenleben zu retten.

Die Bedeutung von Einsatzkräften wie Jan Deutschmann kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ihre Fähigkeit, in extremen Stresssituationen zu handeln und gleichzeitig Empathie zu zeigen, ist eine unbezahlbare Ressource für Gesellschaften, die mit psychischen Erkrankungen und Krisen konfrontiert sind.

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