Immer mehr Frauen brechen mit traditionellen Rollenbildern und wagen den Schritt in männlich dominierte Handwerksberufe. Ein aktuelles Beispiel ist die 28-jährige Vanessa Matthies aus Walsrode, die sich für eine Ausbildung als Mechatronikerin entschieden hat. Ihre berufliche Reise begann, als sie nach dem Abschluss der Hauptschule im Straßenbau zu arbeiten begann. Viele Unternehmen verlangten jedoch ein Abitur, was für Matthies eine Herausforderung darstellte. Nach verschiedenen Stationen in ihrer beruflichen Laufbahn, unter anderem in der Einzelhandels- und Baubranche, fand sie schließlich den Weg zu Hesse Fördertechnik in Wietze, wo sie nun ihre Ausbildung zur Mechatronikerin für Land- und Baumaschinentechnik begonnen hat. Diese Entscheidung stellte nicht nur eine persönliche Herausforderung dar, sondern offerierte auch eine neue Perspektive in einer Branche, in der Frauen oft unterrepräsentiert sind.

Der Schritt in die Mechatronik war für Matthies eine bewusste Entscheidung, die mit einer tiefen Leidenschaft für Motoren und große Fahrzeuge verbunden ist. „Motivation ist wichtiger als Schulnoten“, betont Jeannine Schäfer, Juniorchefin des Familienbetriebs, die Matthies unterstützt hat. Aktuell besucht sie die BBS Burgdorf, die einen Schwerpunkt auf Mobilität legt. Der Schulleiter Ulf Jürgensen hebt hervor, dass Bildung im Bereich Fahrzeugtechnik zunehmend an Bedeutung gewinnt, insbesondere mit der Einführung innovativer Technologien wie einem autonomen Bus.

Der Wandel im Handwerk

Matthies ist nicht die Einzige, die den Weg in ein traditionell männliches Berufsfeld gefunden hat. In vielen Handwerksberufen ist ein Anstieg der Anzahl weiblicher Auszubildenden zu beobachten. Derzeit liegt der Frauenanteil unter den Auszubildenden im Handwerk bei 14,1 Prozent. Diese Zahl umfasst sowohl kreative als auch technische Berufe. Besonders stark sind Frauen in den kreativen Handwerksberufen vertreten, darunter Maßschneiderinnen und Goldschmiedinnen, bei denen die Anteile 86,1 Prozent und 72,9 Prozent erreichen.

  • Kreative Handwerksberufe mit hohem Frauenanteil:
    • Maßschneiderin: 86,1 Prozent
    • Goldschmiedin: 72,9 Prozent
    • Konditorin: 85,0 Prozent
  • Gesundheitshandwerke:
    • Zahntechnikerin: 64,4 Prozent
    • Augenoptikerin: 67,7 Prozent
    • Hörakustikerin: 53,5 Prozent

Besonders erfreulich ist die Zunahme junger Frauen in Berufen wie der Kraftfahrzeugmechatronik sowie in weiteren gewerblich-technischen Bereichen. Die Kommunikation über Plattformen wie Instagram, wie es die 19-jährige Marit Westphal, Auszubildende zur Kraftfahrzeugmechatronikerin, praktiziert, trägt dazu bei, andere Mädchen zu ermutigen. Sie empfiehlt, an seinen Zielen festzuhalten und sich nicht von Zweifeln abhalten zu lassen. Diese positiven Entwicklungen zeigen, wie wichtig es ist, die Gelegenheiten für Frauen im Handwerk zu fördern und die Vorurteile gegenüber ihren Fähigkeiten abzubauen.

Laut Steffi Amelung, Abteilungsleiterin Berufsbildung, zeigt sich ein klarer Wandel im Interesse junger Frauen an handwerklichen Berufen. Ausbildungsbetriebe reagieren zunehmend auf dieses veränderte Interesse und schaffen strukturierte Programme, die Frauen unterstützen sollen, sich in typischen Männerberufen zurechtzufinden. Solche Initiativen sind entscheidend, um die Karrieremöglichkeiten für Frauen zu verbessern und ihnen eine gleichwertige Teilnahme im Handwerk zu ermöglichen.