Der österreichische Unternehmer und Gründer der Immobiliengruppe Signa, René Benko, wurde am Donnerstag in seiner Villa in Tirol festgenommen. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) erhebt gegen ihn schwere Vorwürfe. Man beschuldigt ihn der „vorsätzlichen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen im Rahmen des Insolvenzverfahrens“. In den nächsten 48 Stunden wird entschieden, ob Benko in U-Haft (Untersuchungshaft) genommen wird. Aktuell läuft ein entsprechender Antrag gegen den 47-Jährigen.

Die Situation für Benko verschärft sich weiter. Laut Informationen von Manager Magazin wurde in Italien ein Haftbefehl gegen ihn erlassen, in Verbindung mit Manipulationen, Korruption und Betrug im Rahmen von Immobilienspekulationen in Trentino und Südtirol. Trotz seiner Festnahme in Österreich blieb er zunächst auf freiem Fuß, da die österreichische Staatsanwaltschaft argumentiert, dass EU-Haftbefehle nicht gegen österreichische Staatsbürger vollstreckt werden müssen, solange ein Verfahren im Inland läuft.

Ermittlungen und Vorwürfe

Zusätzliche Haftbefehle wurden in Italien gegen einen Unternehmer aus Bozen und die Bürgermeisterin von Riva del Garda, Cristina Santi, erlassen. Ihnen wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie die Manipulation von Ausschreibungen vorgeworfen. In den letzten Monaten fanden umfangreiche Ermittlungen und Durchsuchungen in mehreren Dutzend Büros und Wohnungen, auch in Rom und außerhalb Italiens, statt.

Im Rahmen seiner Tätigkeit mit Signa besaß Benko ein umfangreiches Immobilienportfolio, zu dem unter anderem auch das berühmte KaDeWe und die Galeria gehören. Insolvenzverwalter berichteten von Forderungen in Höhe von etwa 2,4 Milliarden Euro gegen Benko, während Schwierigkeiten bei der Eintreibung dieser Beträge zunehmen. Auch weitere Ermittlungen hinsichtlich mutmaßlicher Betrügereien im Zusammenhang mit staatlichen Corona-Hilfen für das Chalet N in Lech am Arlberg stehen an. Dieses Chalet wurde offiziell als Hotel geführt, diente jedoch auch der Familie Benko zur Unterkunft.

Wirtschaftskriminalität in Österreich

Die Vorwürfe gegen Benko stehen im Kontext einer besorgniserregenden Entwicklung in Österreich. Eine von PwC durchgeführte Studie zur Wirtschaftskriminalität zeigt auf, dass rund ein Drittel der österreichischen Unternehmen in den letzten 24 Monaten Opfer von Wirtschaftskriminalität wurden. Der Bericht hebt hervor, dass etwa 50% der Unternehmen kein ausgereiftes Risikomanagement für Geschäftspartner besitzen, während 25% der Unternehmen gar keine Programme zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität implementiert haben.

Die häufigsten Delikte, die österreichische Unternehmen betreffen, sind Korruption, Bilanzfälschungen und Vermögensdelikte. Dies wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen nicht nur große Unternehmungen wie Signa, sondern auch viele andere Handelsunternehmen in Österreich konfrontiert sind.

Die rechtlichen Auseinandersetzungen für René Benko sind noch lange nicht beendet. Sein Anwalt weist die Vorwürfe entschieden zurück und versichert, dass die Familie Benko ihre Aufenthalte im Chalet stets ordnungsgemäß bezahlt hat. Dennoch bleiben die Vorwürfe ernst und können weitreichende Folgen für seine unternehmerische Zukunft haben.

Die Entwicklungen rund um die Festnahme Benkos und die laufenden Ermittlungen werfen ein Schlaglicht auf die kritischen Themen von Korruption und Wirtschaftskriminalität, die in Österreich zunehmend in den Fokus geraten.

Für aktuelle Informationen zu weiteren Entwicklungen wird auf die Artikel von Tagesspiegel und Manager Magazin verwiesen, die die komplexen Zusammenhänge im Fall Benko detailliert beleuchten.

Für weiterführende Informationen zur Allgemeinheit der Wirtschaftskriminalität in Österreich empfiehlt sich die Lektüre der Analyse von Compliance Praxis, die auf die alarmierenden Ergebnisse der PwC-Studie eingeht.