Die Raumsonde OSIRIS-REx der NASA hat kürzlich bahnbrechende Ergebnisse über die Entstehung von Leben geliefert. Im Jahr 2023 brachte die Sonde 122 Gramm Material vom Asteroiden Bennu zur Erde, und die anschließenden Analysen zeigen, dass die Voraussetzungen für die Entstehung von Leben möglicherweise weit verbreitet im Sonnensystem waren. Die Kapsel mit den Proben wurde am 24. September 2023 in Utah geborgen, nachdem die Rückreise zwei Jahre gedauert hatte. In den Proben entdeckten Wissenschaftler Mineralien, die durch die Verdampfung von salzhaltigem Wasser entstanden sind.
Die wissenschaftliche Analyse wurde von über 40 Institutionen weltweit durchgeführt, darunter auch Dr. Sheri Singerling, Dr. Beverley Tkalcec und Prof. Frank Brenker von der Goethe-Universität. Diese Forschung verwendet modernste Technologien wie ein Transmissions-Elektronenmikroskop, um die geologischen Prozesse, die vor mehr als vier Milliarden Jahren auf dem Mutterkörper von Bennu abliefen, zu rekonstruieren. Die gefundenen Evaporite ähneln jenen in ausgetrockneten Salzseen auf der Erde und belegen, dass es auf Bennus Mutterkörper die nötigen Moleküle, Wasser und Energie gab, um die Entwicklung von Leben zu ermöglichen.
Verbreitung der Lebensbausteine
Zusätzlich zu den mineralischen Funden identifizierten die Forscher auch Vorläufer von Biomolekülen, wie Aminosäuren, in den Proben. Diese Entdeckungen beziehen sich auf die Hypothese, dass Asteroiden eine Schlüsselrolle bei der Entstehung des Lebens auf der Erde gespielt haben könnten. Untersuchungen deuten darauf hin, dass etwa 30.000 Tonnen kosmischer Staub jährlich auf die Erde fallen. In der frühen Erdgeschichte könnte diese Menge weitaus höher gewesen sein und essentielle Elemente wie Stickstoff und Kohlenstoff für die Bildung komplexer organischer Moleküle bereitgestellt haben.
Ein Team um Craig Walton von der ETH Zürich erforscht die Hypothese, dass Staub aus zerbrochenen Asteroiden die präbiotische Chemie angestoßen haben könnte. Simulationen zeigen, dass sich dieser Staub in eisbedeckten Regionen auf der Erde ansammeln könnte. Die hohen Konzentrationen an lebenswichtigen Elementen könnten chemische Reaktionen begünstigt haben, die schließlich zur Bildung von RNA, DNA, Fettsäuren und Proteinen führten.
Vergleich mit anderen Himmelskörpern
Wissenschaftler betrachten auch die Ähnlichkeit von Bennu mit anderen Himmelskörpern, wie dem Saturnmond Enceladus und dem Zwergplaneten Ceres, die beide als potenzielle Lebensräume gelten. Zukünftige Missionen sind geplant, um nach einfachsten Lebensformen in diesen und ähnlichen Umgebungen zu suchen. Die Erkenntnisse aus den Bennu-Proben könnten daher nicht nur Rückschlüsse auf die Herkunft des Lebens auf der Erde geben, sondern auch darauf, wo anderswo im Universum Lebensspuren entdeckt werden könnten.
In der Fachliteratur erschien kürzlich eine Studie von Tim J. McCoy et al. mit dem Titel „An evaporite sequence from ancient brine recorded in Bennu samples“ in Nature (2025). Eine weitere bedeutende Publikation ist von Daniel P. Glavin et al. mit dem Titel „Abundant ammonia and nitrogen-rich soluble organic matter in samples from asteroid (101955) Bennu“ in Nature Astronomy (2025). Diese Arbeiten untermauern die vielfältigen Erkenntnisse aus der Analyse der Proben.
Die Forschungsarbeiten zu den Stückchen des Asteroiden zeigen nicht nur die komplexe Geschichte des Sonnensystems, sondern bekräftigen auch die Möglichkeit, dass die Bausteine des Lebens im Universum überall verbreitet sind und dass Asteroiden wie Bennu wichtige Wegweiser auf dem langen Weg zur Entstehung von Leben sein könnten. Die Ergebnisse könnten das Verständnis der Wissenschaftler über die Ursprünge des Lebens revolutionieren und bieten spannende Perspektiven für die zukünftige Astrobiologie.