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Hörnum: Ein Geheimtipp für Ruhe, Muscheln und Naturerlebnisse

Hörnum auf Sylt, eine idyllische Gemeinde, kämpft gegen den Verlust ihrer Küste und die Vernachlässigung des maroden Hafens, was sowohl die lokale Wirtschaft als auch die touristische Attraktivität gefährdet.

Die Idylle von Hörnum an der Südspitze von Sylt steht vor einem ernsthaften Dilemma. Während die charmante Küstengemeinde von reizvollen Stränden und einer einzigartigen Landschaft überzeugt, kämpfen die Bewohner gegen zwei bedeutende Gefahren: den anhaltenden Küstenschutz und die Sanierung des maroden Hafens.

Hörnum: Ein Blick auf die Herausforderungen

Hörnum, bekannt für seine malerischen Strände und die familiäre Atmosphäre, hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Ziel für Urlauber entwickelt. Doch die letzten Jahrzehnte waren nicht immer von Wohlstand geprägt. Nach dem Abzug des Militärs in den 1970er-Jahren, als der Ort als „DDR von Sylt“ verspottet wurde, ist die Bürgergemeinschaft umso mehr bemüht, das Image zu verändern und die touristische Attraktivität zu steigern.

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Bedrohungen durch die Natur

Die Nordsee erweist sich als ständiger Widersacher. Jährliche Sturmfluten haben bereits 80 Prozent der Hörnum-Odde weggespült, was die Einwohner und Naturschützer alarmiert. Dennis Schaper von der Schutzstation Wattenmeer hebt hervor, dass jede Saison eine Million Kubikmeter Sand aufgeschüttet werden, um die Küste zu schützen. Dennoch ist der Verlust der Küstenlinie ein langfristiges Problem, das die Idylle gefährdet.

Der Hafen: Ein Ort mit Investitionsbedarf

Zusätzlich droht der Gemeinde das Risiko eines finanziellen Dilemmas bezüglich des Hafens. Eine veraltete Infrastruktur hindert die Nutzung des Hafens, der eigentlich ein wichtiger Anziehungspunkt für Touristen und Fischer ist. Zurzeit ist etwa die Hälfte der Anlegeplätze wegen Rost und Verfall gesperrt, was sich negativ auf die lokale Wirtschaft auswirkt.

Die Verantwortung für den Hafen liegt beim Bund, der jedoch seit dem Abzug der Bundeswehr nicht in notwendige Reparaturen investiert und die Gemeinde vor eine Herkulesaufgabe stellt: den 50 Millionen Euro teuren Investitionsstau zu bewältigen.

Muschelfischerei als touristischer Anziehungspunkt

Trotz dieser Herausforderungen blüht die Muschelfischerei in Hörnum. Die steigende Nachfrage aus den Benelux-Staaten bringt frische Miesmuscheln in die Hafenanlage. Diese sind nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sondern auch eine Attraktion für Touristen. Viele Besucher ziehen es vor, den Fischern beim Entladen ihrer Belohnungen zuzusehen, was dem Hafen zusätzliches Leben einhaucht.

Die lokale Gastronomie hat diese Delikatesse bereits in ihre Speisekarten aufgenommen, was Hörnum zu einem Hotspot für Liebhaber von Meeresfrüchten macht. Restaurants und Bistros verkaufen täglich frische Miesmuscheln und verwandeln den Fischerei-Hafen in einen kulinarischen Anziehungspunkt.

Schutzmaßnahmen und die Rolle der Natur

Die Küstenschutzmaßnahmen wie die Installation von Tetrapoden, enormen Betonblöcken, die das Meer abhalten sollen, stellen sich als zweischneidiges Schwert dar. Während sie einige der Reetdachhäuser an der Küste vor Erosion schützen, könnte die Veränderung der Wasserdynamik zusätzlich die Küste von Hörnum gefährden. Die Strömungen könnten verstärkt werden und die Küste weiter angreifen.

Fazit: Ein gemeinsames Engagement für die Zukunft

Die Lage in Hörnum spiegelt die Herausforderungen wider, vor denen viele Küstengemeinden in Deutschland stehen. Der Erhalt der natürlichen Schönheit und die Sicherstellung einer wirtschaftlich stabilen Zukunft sind essenzielle Aufgaben, die nur durch gemeinsames Engagement der Bevölkerung und Unterstützung von außen bewältigt werden können. Besucher können jetzt mehr denn je dazu beitragen, den Charme von Hörnum zu bewahren, indem sie die lokal verfügbaren Produkte und Dienstleistungen unterstützen. Die Zukunft der Gemeinde hängt von den Anstrengungen aller ab, diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen.

Lebt in Dresden und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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