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BND-Besucherzentrum in Berlin: Spontane Einblicke in den Geheimdienst

Bundesnachrichtendienst öffnet seine Pforten für alle

Berlin – Der Bundesnachrichtendienst (BND) setzt auf mehr Transparenz und öffnet zukünftig sein Besucherzentrum auch für spontane Besucher. Dieses neue Konzept wurde von BND-Präsident Bruno Kahl bei der Eröffnung der Erweiterung des Besucherzentrums in Berlin offiziell verkündet.

Einblick in die Geheimdienstarbeit

Seit der Einweihung im November 2019 war das Besucherzentrum nur für Gruppen ab 20 Personen nach vorheriger Anmeldung zugänglich. Diese Restriktion fällt nun weg, um ein breiteres Publikum anzusprechen und die Akzeptanz für die Arbeit des Geheimdienstes zu erhöhen. Laut Kahl sollen durch diese Offenheit Vorbehalte abgebaut und ein besseres Verständnis für die Aufgaben und Methoden des BND geweckt werden. Allein im letzten Jahr besuchten rund 14.000 Menschen das Zentrum.

Sicherheitsmaßnahmen angepasst

Die neue Offenheit stellt den Geheimdienst vor besondere Herausforderungen, da Sicherheit und Geheimhaltung nach wie vor höchste Priorität im BND haben. Daher wurden umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen, darunter eine neue Eingangslage und moderne Kontrolltechnik, vergleichbar mit denen an Flughäfen. Das Besucherzentrum im hermetisch abgeriegelten Komplex liegt an der Chausseestraße 99a.

Ausstellung mit seltenen Exponaten

Auf 400 Quadratmetern erstreckt sich die multimediale und interaktive Ausstellung des Besucherzentrums. Themen wie Terrorismus, illegale Migration und Proliferation werden behandelt. Zu den Exponaten gehören unter anderem eine Gasultrazentrifuge zur Urananreicherung, eine Original-Sprengstoffweste aus Afghanistan sowie neuerdings ein Rucksack eines BND-Mitarbeiters, der bei der Machtergreifung der Taliban in Kabul dabei war, und ein zerschossener Tankdeckel aus Butscha, der an das Massaker erinnert.

Historische Exponate des Islamic State

Auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist durch seltene Ausstellungsstücke vertreten. Eine Silbermünze der IS-Währung, hergestellt aus geplünderten Gold- und Silberbeständen, bietet Einblicke in die Finanzierungsstrukturen der Extremisten. Der IS hatte 2014 weite Teile des Iraks und Syriens unter Kontrolle und eine eigene Währung geprägt.

Geheimdienstkoordinatorin Busch über Transparenz

Dagmar Busch, die Koordinatorin der Nachrichtendienste des Bundes im Kanzleramt, betont, dass zu viel Zurückhaltung schaden könne und Unsichtbarkeit nicht immer der beste Weg sei, insbesondere im Kampf um Haushaltsmittel und öffentliche Akzeptanz. Transparenz und Präsenz in der Öffentlichkeit seien daher wichtiger denn je.

Neue Features: BND-Klub und Social Media

Im Zuge der neuen Offenheit wurde im Besucherzentrum ein BND-Klub mit einer Social Media Station eingerichtet. Besucher können nun auch Fanartikel wie Tassen mit BND-Aufdruck an zwei Automaten erwerben. Trotz dieser neuen Angebote bleibt die Transparenz der Spione begrenzt: Fotografieren ist strikt verboten, Mobiltelefone sollen zumindest in den Flugmodus geschaltet werden.

Fazit und Ausblick

Mit der Öffnung seines Besucherzentrums geht der BND einen großen Schritt auf die Öffentlichkeit zu und versucht, seine Rolle als kompetenter und zuverlässiger Dienstleister der Bundesregierung zu stärken. Es bleibt abzuwarten, wie diese transparente Herangehensweise die Wahrnehmung und das Vertrauen der Bevölkerung in den Geheimdienst langfristig beeinflussen wird.

Lebt in Hamburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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