Die leise Sensation beim Klavier-Festival
Das diesjährige Klavier-Festival in Mülheim bot eine musikalische Darbietung, die das Publikum in Staunen versetzte. Der renommierte US-amerikanische Pianist Emanuel Ax betrat die Bühne der Stadthalle in einem schlichten grauen Anzug und Krawatte, was seine bescheidene Erscheinung unterstrich. Doch sobald er die ersten Töne spielte, war es offensichtlich, dass hier ein Meister seines Fachs am Werk war.
Ax, der mittlerweile 75 Jahre alt ist und polnisch-jüdische Wurzeln hat, präsentierte dem Publikum eine eindrucksvolle Kombination von Beethoven-Sonaten und Musik von Arnold Schönberg. Diese ungewöhnliche Verschmelzung zweier musikalischer Welten – des Wiener Klassikers und des Vaters der Zwölftonmusik – war ein künstlerisches Wagnis, das Ax mit Bravour meisterte.
Insbesondere die Interpretation von Schönbergs Werken, die von romantischen Klängen bis hin zu atonalen Experimenten reichten, zeugte von Ax‘ tiefem Verständnis und Respekt für die Musik. Seine Darbietung der Sechs Stücke op. 19, die Anton Webern vorwegzunehmen schienen, war von einer emotionalen Intensität geprägt, die das Publikum mitriss.
Aber auch Beethoven wurde von Ax in seiner ganzen kraftvollen und zugleich einfühlsamen Art präsentiert. Von der lebhaften „Appassionata“ bis zum bezaubernden Adagio-Satz der „Pathétique“ entlockte Ax dem Klavier eine Vielzahl von Emotionen, die das Publikum in ihren Bann zogen.
Am Ende des Konzerts brach Begeisterung im Saal aus, und Ax bedankte sich mit einer Zugabe in Form eines zarten „Ständchens“. Insgesamt war dieser Abend beim Klavier-Festival Ruhr in Mülheim nicht nur ein künstlerisches Highlight, sondern auch eine leise Sensation, die noch lange in Erinnerung bleiben wird.