Saša Stanišić ist mit seinem neuesten Werk zurück und begeistert erneut Leser mit seiner einzigartigen Erzählkunst. Das Buch mit dem ungewöhnlichen Titel „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ entzieht sich klar einer festen Gattungsbezeichnung. Stanišić spielt geschickt mit Fiktion, Autofiktion und Autobiografie, wobei er betont, dass Literatur stets vom Leben des Autors durchdrungen ist.
Die Geschichten in Stanišićs Buch sind häufig im Migrantenmilieu angesiedelt, was nicht überrascht, da er selbst aus dem damals jugoslawischen Višegrad stammt und während des Bosnienkrieges nach Deutschland floh. Die Erzählungen drehen sich um verschiedene Leben, Optionen und Abzweigungen – um Möglichkeitsräume, die den Leser zum Nachdenken anregen.
Stanišić zeigt sich erneut als Meister des Wortwitzes und setzt gekonnt lustige, berührende und clevere Pointen. Die lose miteinander verbundenen Erzählungen bieten Einblicke in unterschiedliche Lebenswelten, wie zum Beispiel die Geschichte der Putzfrau Dilek, in der die Zeit plötzlich stillzustehen scheint. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, das eigene Leben zu reflektieren und neu zu gestalten.
Die letzte Erzählung des Buches trägt den Titel „Neue Heimat“ und fügt sich nahtlos in das genüssliche Spiel um Realität und Fiktion ein. Stanišić gelingt es, die Grenzen zwischen Erfahrung und Imagination zu verwischen und die Leser in eine Welt voller literarischer Rätsel zu entführen. Mit seinem einzigartigen Stil und seiner tiefgründigen Erzählweise destilliert Stanišić aus seinem eigenen Leben Literatur von höchster Qualität. Sein neues Werk ist ein weiterer Beweis für sein schriftstellerisches Talent und seine Fähigkeit, den Leser in faszinierende Welten zu entführen.