Zwei neue Bartgeier namens Vinzenz und Wiggerl wurden kürzlich ausgewildert. Die Jungvögel werden in den kommenden vier Wochen gemeinsam in einer Felsnische auf 1300 Metern Höhe verbringen, bevor sie in die Bergwelt des Nationalparks aufbrechen. Wiggerl stammt aus Finnland und wurde per Luftfracht nach Wien und von dort weiter nach Berchtesgaden transportiert. Vinzenz hingegen stammt aus einer Zuchtstation in Österreich und wurde nach dem Schutzpatron der Nationalparkgemeinde benannt.
Die beiden Bartgeier wurden nach einem Festakt in Tragekisten und auf Kraxen zur Auswilderungsnische hinaufgetragen. Dort waren bereits Nester aus Fichtenzweigen und Schafwolle vorbereitet. Die Vögel wurden mit GPS-Sendern ausgestattet, untersucht und bekamen Futter. Für die nächsten Monate werden sie ohne direkten Menschenkontakt in der Nische aufwachsen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden die Bartgeier rund um die Uhr beobachten, unterstützt durch Infrarotkameras und einen Livestream. Die Auslegung von Futter erfolgt je nach Bedarf alle paar Tage. In etwa vier Wochen wird der erste Ausflug der Bartgeier erwartet, und Interessierte können die Entwicklung der Vögel über eine Bartgeier-Live-Webcam verfolgen.
Das Bartgeier-Wiederansiedlungsprojekt in den Alpen hat zum Ziel, die gefährdete Vogelart in den deutschen Alpen wieder heimisch werden zu lassen. Nach 140 Jahren der Ausrottung durch den Menschen sind bereits 300 Tiere in den Alpen beheimatet. Ein ausgewilderter Bartgeier namens „Bavaria“ ist bereits in der Nähe des Nationalparks ansässig geworden. Die Hoffnung auf Nachwuchs besteht, obwohl Bartgeier erst mit fünf bis sieben Jahren geschlechtsreif werden. Trotz des Projekts wird Bruterfolg in den deutschen Alpen erst nach 2030 erwartet, so der Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.