![Prävention von sexuellen Übergriffen: Einblick in die Pflegepraxis mit Pflegewissenschaftler Johannes Nau](https://nachrichten.ag/wp-content/uploads/2024/06/Nachrichten-Aktuell-1-151.png)
Ein ehemaliger Altenpfleger aus Albstadt im Zollernalbkreis wurde wegen sexueller Übergriffe auf zwei Patientinnen zu einer Haftstrafe verurteilt. Pflegewissenschaftler Johannes Nau betont, dass solche Vorfälle zwar vorkommen, aber die Mehrheit der sexuellen Übergriffe in der Pflege tatsächlich von den Patienten ausgeht. Laut einer Befragung von Pflegepersonal aus dem Jahr 2023 sind es hauptsächlich Bewohner von Pflegeheimen, die solche Übergriffe begehen, und nicht das Pflegepersonal selbst.
Die Tatsache, dass der Pflegeberuf viel Körperkontakt erfordert, birgt laut Nau nicht zwangsläufig ein höheres Risiko für sexuelle Übergriffe. Übergriffe können überall dort passieren, wo Menschen interagieren. Pflegekräfte haben jedoch die Verantwortung, die Bewohner vor solchen Übergriffen zu schützen, da diese sich oft nicht selbst schützen können. Es gilt als grundlegende Pflicht, sicherzustellen, dass niemand sich bedrängt fühlt, und die Einwilligung des Patienten für jegliche Form des Körperkontakts einzuholen.
Um sexuellen Übergriffen in Pflegeheimen vorzubeugen, ist es wesentlich, dass Hinweise ernst genommen und entsprechend gehandelt wird. Pflegekräfte sollten auf Anzeichen wie besondere Schreckhaftigkeit, unerklärliche blaue Flecken oder Blutungen achten. Die Unterstützung des Teams bei der Wahrnehmung und Behandlung solcher Fälle ist entscheidend. Eine gute und werteorientierte Arbeitsatmosphäre, qualifiziertes Personal und klare Leitlinien zur Sicherheit der Bewohner tragen zur Prävention bei.
Die Verantwortung für die Prävention von sexuellen Übergriffen in Pflegeeinrichtungen liegt sowohl bei den Pflegekräften als auch bei der Führungsebene. Durch gezielte Fortbildungen und eine klare Leitbildpolitik, die das Wohl und die Sicherheit der Bewohner gewährleisten, kann das Risiko solcher Vorfälle minimiert werden. Es ist wichtig zu erkennen, dass nicht alle Täter psychisch krank sind und dass Präventionsmaßnahmen auf verschiedenen Ebenen innerhalb der Institution umgesetzt werden müssen.