Der Prozess gegen eine Leipziger Polizistin, der sich mit dem sogenannten „Fahrradgate“-Skandal befasst, hat nach einer kurzen Unterbrechung erneut begonnen. Die angeklagte Polizeihauptmeisterin wird wegen Diebstahls, Bestechlichkeit und Urkundenfälschung angeklagt, da sie in der Zeit von August 2014 bis November 2018 mindestens 265 Fahrräder an andere Polizisten weitergegeben haben soll. Die Fahrräder, größtenteils hochwertig und zuvor gestohlen, wurden von der Polizei sichergestellt und sollten eigentlich entsorgt oder einem gemeinnützigen Verein übergeben werden.
Die Generalstaatsanwaltschaft wirft der Polizistin vor, durch den illegalen Verkauf der Fahrräder insgesamt 4795 Euro eingenommen zu haben, von denen sie mindestens 3000 Euro für sich behalten haben soll. Laut Staatsanwalt Christian Kuka habe die Angeklagte nicht primär aus finanziellen Motiven gehandelt, sondern habe vielmehr versucht, sich in der Kollegenschaft Anerkennung und Ansehen zu verschaffen. Der erste Prozessanlauf endete aufgrund eines Verteidigungswechsels, jedoch wird nun erneut vor Gericht verhandelt.
Der Vorsitzende Richter hatte im ersten Prozess eine Geldstrafe für die Angeklagte in Aussicht gestellt, da auch in den Dienstanweisungen von „herrenlosen Fahrrädern“ die Rede war. Es bleibt abzuwarten, ob diese Option auch im neuen Prozess zur Diskussion steht. Der neue Verteidiger der 47-jährigen Polizistin plant, nächste Woche eine Erklärung seiner Mandantin vorzulegen. Die angesetzten 16 Termine für den Prozess erstrecken sich bis Ende Oktober, sodass eine umfassende Aufarbeitung des Falls erfolgen kann.