München/Andernach (dpa/tmn) – Viele Menschen kennen Sorgen und Gedanken, die sich permanent im Kopf festsetzen und sie nicht mehr loslassen wollen. Dieses Phänomen, auch als Overthinking bekannt, kann zu Schlafproblemen und einer ständigen Negativität führen. Julia Funk, Expertin am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, erklärt, dass Grübeln oft negative Themen umkreist und eine Spirale der Gedanken bildet.
Es wird deutlich, dass Grübeln nicht gleichbedeutend mit positivem, lösungsorientiertem Nachdenken ist. Es kann in gewissen Fällen zu psychischen Störungen wie Depressionen, Angsterkrankungen und Zwangsstörungen beitragen oder diese aufrechterhalten. Menschen, die perfektionistisch sind oder großen Wert auf Ordnung legen, neigen laut Christa Roth-Sackenheim, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, eher zum Grübeln.
Die gute Nachricht ist, dass es Möglichkeiten gibt, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen. Die Psychotherapie bietet verschiedene Ansätze wie die Ruminationsfokussierte Kognitive Verhaltenstherapie oder die Metakognitive Therapie an. Zusätzlich können achtsamkeitsbasierte Übungen dabei helfen, den Fokus auf das Hier und Jetzt zu legen und somit gegen das Grübeln anzukämpfen.
Es ist wichtig zu erkennen, dass pathologisches Grübeln, also Rumination, sich von Zwangsgedanken unterscheidet. Während beim Grübeln die Gedanken verbal sind und sich oft um negative Themen drehen, treten Zwangsgedanken häufig in Form von mentalen Bildern auf und können mit einem starken Handlungsdrang verbunden sein. Es gibt Ansätze und Therapien, die Betroffenen dabei helfen können, aus dieser Spirale der Gedanken auszubrechen und einen Weg zu finden, sich von negativen Gedanken zu lösen.