ADHS, auch bekannt als Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, ist eine Erkrankung, deren Diagnose oft auf Schwierigkeiten stößt. Dennoch steigt die Anzahl der Betroffenen rapide an, wie Experten beobachten. In den letzten Jahren ist die Anzahl der ADHS-Diagnosen signifikant angestiegen. Laut einer Statistik der KKH Kaufmännische Krankenkasse hat sich die Zahl der Personen über 19 Jahren mit einer ärztlich diagnostizierten ADHS von 2008 bis 2018 fast verdreifacht.
Kinderpsychiater und ADHS-Experte Helmut Bonney betont, dass der Begriff „Diagnose“ in Bezug auf ADHS irreführend sein kann. Es existiert bis heute kein eindeutiges wissenschaftliches Instrument zur Diagnose von ADHS. Bonney bevorzugt den Begriff „Klassifikationen“, doch auch diese basieren größtenteils auf flexiblen Ratingsystemen. Das mehrdimensionale Störungsbild von ADHS lässt sich bisher nicht mittels Blutuntersuchungen, Hirnscans oder Röntgenuntersuchungen nachweisen.
Die Methoden zur ADHS-Diagnose haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, betont Thilo Palloks, Facharzt für Kinder-, Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie und Psychotherapie. Seit 2017 existieren klar definierte Leitlinien aller relevanten Fachgruppen, nach denen die Diagnose von ADHS gestellt wird. Diese beinhalten eine detaillierte Anamnese der Betroffenen, die Auswertung von Schulzeugnissen, Fremdanamnesen durch Eltern oder Lehrer und die Beantwortung verschiedener Fragebögen. Zudem werden häufig Intelligenz- und Konzentrationstests als ergänzende Instrumente eingesetzt.