Bei der Kommunalwahl in Baden-Württemberg haben 16-Jährige nun die Möglichkeit, für den Gemeinderat zu kandidieren, was in Deutschland ein Novum darstellt. Claire Gantner, eine 16-jährige Kandidatin für die CDU in Baden-Baden, beteiligt sich aktiv am Wahlkampf. Obwohl sie zugibt, sich nicht mit finanzpolitischen Themen auszukennen, sieht sie dennoch die Chance, sich für Jugendbelange wie den öffentlichen Nahverkehr einzusetzen. Die Durchschnittsalter in den Gemeinderäten in Baden-Württemberg liegt bei 55 Jahren, was dazu führt, dass Themen, die junge Menschen betreffen, oft übersehen werden.
Auf der anderen Seite engagiert sich Benedikt Döllmann, ein 18-jähriger Grünen-Kandidat aus Tübingen, intensiv im Wahlkampf. Er nutzt Soziale Medien wie Instagram und TikTok, um junge Wähler anzusprechen. Obwohl seine Onlinepräsenz kritische Kommentare hervorruft, sieht er die Bedeutung der Online-Kommunikation für die Mobilisierung junger Menschen. Im Gegensatz dazu setzt Claire bei ihrem Wahlkampf in Baden-Baden auf klassische Methoden wie Flyer und persönliche Gespräche, um ihre Generation zu erreichen.
Experten wie Michael Wehner von der Landeszentrale für politische Bildung betrachten Baden-Württemberg als Vorreiter für andere Bundesländer in Bezug auf das Wahlrecht ab 16 Jahren. Die Erweiterung der politischen Partizipation in dieser Altersgruppe könnte dazu beitragen, dass Themen, die junge Menschen betreffen, stärker in den Gemeinderäten vertreten werden. Die Studie der FU Berlin zu Jugendwahlen zeigt, dass junge Erwachsene wie Claire Gantner oder Benedikt Döllmann eine ähnliche politische Reife wie Ältere aufweisen.
Die Beteiligung von Jugendlichen an Kommunalwahlen in Baden-Württemberg begann 2014 mit dem Wahlrecht ab 16 Jahren. Zusätzlich zu den Gemeinderäten gibt es rund 90 Jugendgemeinderäte im Land, die die Interessen der Jugendlichen vertreten. Mit einer durchschnittlichen Altersstruktur von 55 Jahren in den Gemeinderäten besteht das Bedürfnis nach einer stärkeren Einbindung junger Menschen in die kommunale Politik. Benedikt Döllmann fordert mehr Mitspracherecht für seine Generation und betont die Relevanz ihrer Beteiligung, insbesondere im Hinblick auf Themen wie die Klimakrise.