Die Lübecker Jusos haben die Initiative ergriffen, um eine Debatte über die Erinnerungskultur in der Stadt zu eröffnen. Dabei richten sie ihr Augenmerk auf die Statuen von Kaiser Wilhelm I. und Otto von Bismarck, die das Stadtbild von Lübeck seit über einem Jahrhundert prägen. Diese beiden prominenten Figuren werden von den Jusos als Symbole für Unterdrückung, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit betrachtet. Infolgedessen stellen sich die Jusos die Frage, ob es nicht passendere Persönlichkeiten gibt, die das moderne Lübeck besser repräsentieren könnten und ob eine Ehrung dieser beiden historischen Gestalten noch zeitgemäß ist.
Beide Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm I. werden von den Jusos als nicht-demokratisch wahrgenommen, sondern als Verfechter eines nationalistischen Obrigkeitsstaates mit eingeschränkter Presse- und Meinungsfreiheit. Zudem werden sie für ihren Rassismus, Kolonialismus und die damit verbundene Ausbeutung sowohl im In- als auch im Ausland verurteilt. Die Rolle Bismarcks bei der Errichtung von deutschen Kolonien in Afrika sowie die Beteiligung an Kolonialverbrechen wie dem Völkermord an den Herero und Nama werden als besonders kritisch angesehen.
Um eine offene Diskussion über die Erinnerungskultur in Lübeck zu ermöglichen und zeitgemäße Lösungen zu erarbeiten, laden die Jusos interessierte Bürgerinnen und Bürger unter 35 Jahren zu einer Diskussionsveranstaltung ein. Diese findet am Dienstag, den 21. Mai, um 19 Uhr im Julius-Leber-Haus in Lübeck statt. An der Sitzung nehmen unter anderem die Lübecker Bildungs- und Kultursenatorin Monika Frank sowie Dr. Christiane Bürger von der Stabsstelle Erinnerungskultur bei der Hansestadt teil. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.