Im Rhein-Sieg-Kreis wird die Graffiti-Kunst bis heute kontrovers diskutiert. Ein Sprayerteam verwandelt in kürzester Zeit einen schlichten U-Bahn-Waggon in ein Kunstwerk mit blauer, schwarzer und gelber Farbe. Die Tätigkeit erfordert Präzision, Koordination und Schnelligkeit, da die Polizei rasch eingreifen kann. Die Sprayer kennen Fluchtrouten und sind mit Ausrüstung ausgestattet, um sich abzuseilen, während Magnete an den Dosen Geräusche verhindern.
Der Kulturpublizist Jürgen Röhrig und der Philosophieexperte Rüdiger Kaun haben in einer Veranstaltung Einblicke in die Welt des Graffiti und Streetworks gegeben. Hierbei wurden verschiedene Aspekte beleuchtet, wie die Vielfalt der Subkultur vom Autonomen bis zum Kommerziellen. Harald Naegeli gilt als Pionier bei der Etablierung von Graffiti als Kunstform, indem er zwischen Haft und Anerkennung schwankte, um öde Städte zu verschönern.
Graffiti sind heutzutage im gesamten Rhein-Sieg-Kreis präsent, von S-Bahnen bis zu Brückenpfeilern. Die Diskussion um den öffentlichen Raum wird schon seit Jahrzehnten geführt, wobei Graffiti eine Rolle spielen. Trotz der weit verbreiteten Kunstform sind Konflikte unvermeidlich, wie in Eitorf, wo legales Sprühen an Bahnhofsecken zu unerwünschten Graffiti an Privatgebäuden führte.
Die Teilnehmer der Graffiti-Szene kommen aus allen sozialen Schichten und Berufen, angefangen von spezialisierten Anwälten bis zu professionellen Gruppen wie 1UP aus Berlin. Die Überzeugung „Jeder Mensch ist ein Künstler“ von Joseph Beuys ist in der Szene weit verbreitet, während Graffiti als mehr betrachtet werden als einfache Schmierereien. Die Technik der Spraydose erfordert Geschick und Talent, um Kunstwerke zu schaffen, die den öffentlichen Raum prägen.