In den Aquarien des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres in Wilhelmshaven wird an einer innovativen Methode zur Rettung von Korallen gearbeitet. Die Biologen Samuel Nietzer und Mareen Möller haben in den vergangenen zehn Jahren intensiv an der geschlechtlichen Fortpflanzung von Steinkorallen geforscht. Der Prozess der Fortpflanzung, der normalerweise in natürlichen Korallenriffen im Meer stattfindet, ist im Labor eine große Herausforderung.
Um die Steinkorallen erfolgreich zu vermehren, müssen verschiedene äußere Einflussfaktoren genau abgestimmt werden. Dazu gehören unter anderem Temperatur, Tageslänge, Mondzyklus und Wasserchemie. Die Forscher arbeiten darauf hin, die Korallen unter künstlichen Bedingungen zur natürlichen Fortpflanzung zu motivieren. Dies geschieht im Aquarium nur etwa einmal im Jahr, wenn alle Bedingungen optimal sind.
Die Wissenschaftler haben das Ziel, eine nachhaltige Korallenzucht aufzubauen, um den Handel mit Korallen nachhaltiger zu gestalten. Bisher stammten viele Korallen für den Aquaristikmarkt aus der Fragmentierung von Korallen oder Wildentnahmen aus natürlichen Riffen. Durch die geschlechtliche Vermehrung in Aquarien könnte der Korallenhandel unabhängiger von solchen Praktiken werden.
Die geschlechtliche Vermehrung von Korallen könnte mittelfristig sogar zur Aufforstung von abgestorbenen Riffen beitragen. Experten bestätigen das Potenzial dieser Methode zur Rettung von Korallenriffen, die durch die Klimakrise stark gefährdet sind. Die erhöhten Wassertemperaturen bedrohen die tropischen Korallenriffe, da sie sich nicht schnell genug anpassen können. Daher wird auch daran geforscht, hitzeresistente Korallen gezielt geschlechtlich zu vermehren und so den Riffen eine Zukunft zu geben.