Vor 30 Jahren trat das Bonn-Berlin-Gesetz in Kraft, was den Umzug von vielen Ministerien von Bonn nach Berlin regelte. Obwohl fast die Hälfte der Ministerien noch in Bonn ansässig ist, haben einige Bewohner noch nicht vollständig akzeptiert, dass Bonn nicht mehr die Hauptstadt ist. Konrad Adenauer ermahnte einst, „Do jitt et nix zo kriesche“, was die Bescheidenheit und Gelassenheit symbolisiert, die Bonn bisher geprägt haben.
Trotz der Bescheidenheit und der vergleichsweise kleinen Bevölkerungszahl von 330.000 Einwohnern, beheimatet Bonn zwei Dax-Unternehmen sowie UN-Institutionen und zieht jedes Jahr Touristen an, die die berühmte Kirschblüte in der Altstadt bewundern. Die Stadt mag zwar nicht die Hauptstadt sein, hat aber dennoch an Bedeutung gewonnen und ist keineswegs verkümmert.
Dennoch sind die Auswirkungen des Hauptstadtverlusts noch spürbar. U-Bahn-Stationen und Straßenschilder erinnern an vergangene Zeiten, und viele historische Stätten der Bonner Republik wurden sorgfältig restauriert. Bonn war bekannt für seine Zivilisiertheit und als Symbol der deutschen Bescheidenheit. Der Abschied von der Hauptstadt hat jedoch Spuren hinterlassen, die noch immer fühlbar sind.
Die Bewohner von Bonn haben unterschiedliche Ansichten darüber, wie die Stadt sich nach dem Verlust der Hauptstadt neu erfinden sollte. Einige glauben, dass sich Bonn von Berlin lösen und eine eigene Identität entwickeln sollte, um sich weiterzuentwickeln. Offiziellen Plänen zufolge soll Bonn zu einem Zentrum für Cybersicherheit ausgebaut werden, was einen neuen Schritt in Richtung Neuausrichtung darstellt. Trotz den nach wie vor spürbaren Phantomschmerzen scheint Bonn langsam seinen Weg zu finden und sich auf die Zukunft zu konzentrieren.