Die Frage einer vollständigen Verlagerung der Bundesregierung von Bonn nach Berlin wurde erneut aufgeworfen, 30 Jahre nach der ursprünglichen Entscheidung für einen Teilumzug. Laut einer Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprechen sich 53 Prozent der Befragten für einen Komplettumzug aus, während nur 25 Prozent dagegen sind. 22 Prozent machten keine Angaben zu ihrer Präferenz.
Besonders in Ostdeutschland ist die Unterstützung für einen vollständigen Umzug mit 65 zu 15 Prozent deutlich größer als in Westdeutschland, wo das Verhältnis bei 50 zu 27 Prozent liegt. Sogar in Nordrhein-Westfalen, wo die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn liegt, bevorzugen mit 43 zu 36 Prozent mehr Bürger eine vollständige Verlagerung der Ministerien nach Berlin. Interessanterweise wollen mehr als zwei Drittel der Berliner (69 Prozent) die gesamte Regierung in ihrer Stadt haben.
Das Berlin/Bonn-Gesetz trat am 7. Mai 1994 in Kraft und regelte die Aufteilung der Ministerien zwischen den beiden Städten. Obwohl das Gesetz vorsieht, dass der größte Teil der Arbeitsplätze der Bundesministerien in Bonn verbleibt, ist dies seit 2008 nicht mehr der Fall. Nur noch 27 Prozent der ministeriellen Arbeitsplätze befinden sich in Bonn. Sechs der 14 Ministerien haben immer noch ihren ersten Dienstsitz in Bonn: Bildung und Forschung, Gesundheit, Landwirtschaft, Umwelt, Verteidigung und Entwicklung. Die Ministerien mit dem ersten Dienstsitz in Berlin haben einen zweiten Sitz in Bonn, was bedeutet, dass alle Ministerien auf zwei Standorte aufgeteilt sind.