Guyana steht wirtschaftlich an der Spitze Lateinamerikas mit einem erwarteten Wirtschaftswachstum von bis zu 25,4 Prozent im laufenden Jahr. Die rasant wachsende Erdöl- und Erdgas-Industrie treibt dieses beeindruckende Wachstum an. Im Gegensatz zu Venezuela setzt Guyana auf Fachkräfte mit umfangreicher Fachkompetenz, was zu einer erfolgreichen Ölförderung führt. Die Entdeckung von bis zu elf Milliarden Barrel Öl im sogenannten Stabroek-Block durch den US-amerikanischen Ölkonzern ExxonMobil markiert einen Meilenstein in der Entwicklung des Landes.
Das politische Streben Venezuelas nach der Annexion der ölreichen Region Essequibo und die darauf folgenden geopolitischen Konflikte haben den Ölmarkt turbulent gestaltet. Guyanas wirtschaftlicher Aufschwung wird als potenzieller Stabilisator auf dem Ölmarkt angesehen, da das Land eine zuverlässige Quelle für Öl und Gas darstellt. Mit einer höheren Pro-Kopf-Produktion als Saudi-Arabien und ehrgeizigen Zielen, täglich bis zu 1,2 Millionen Barrel Öl zu fördern, hat Guyana bereits Venezuela bei den Exporten überflügelt.
Venezuela hingegen kämpft mit katastrophalen Managementfehlern, US-Sanktionen und einem Abstieg in der Ölindustrie. Während Guyana seine Ölvorkommen systematisch weiterentwickelt, stagniert Venezuelas Produktion, obwohl das Land über beträchtliche nachgewiesene Reserven verfügt. Guyanas Präsident Irfaan Ali drängt auf die rasche Erschließung des Gaspotenzials des Landes, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln. Die Entwicklung Guyanas hat bereits weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen und könnte zukünftig die Marktbedingungen im Energiesektor maßgeblich verändern.