Helmut Klemm, der Schulleiter der Eichendorffschule in Erlangen, Bayern, beschreibt das traditionelle Schulmodell von acht bis zwölf Uhr Lernzeiten gefolgt von Hausaufgaben als nicht zeitgemäß. In seiner Einschätzung verdeutlicht Klemm, dass auf Halbtagsschulen die Erziehung häufig zu einer Reaktion der Schüler auf Reize der Lehrkräfte verkommt. Dies führt zu einer rein inhaltlichen Ausrichtung des Schulalltags, die die Beziehungsebene und individuelle Bedürfnisse der Schüler vernachlässigt. Klemm betont die Notwendigkeit von Ganztagsschulen, in denen mehr Zeit für den Austausch, Mitbestimmung der Schüler und Schülerinnen und eine umfassendere Wahrnehmung ihrer Bedürfnisse vorhanden sind.
Für den Schulleiter stellt die Halbtagsschule die „schlimmste Form der Schule“ dar, da sie seiner Meinung nach keine Zukunft hat. Er ist der Ansicht, dass die Ganztagsschule, insbesondere in der Form einer „voll gebundenen Ganztagsschule“, Bildungsgerechtigkeit fördert und den Schülern ein umfassenderes Lernumfeld bietet. Laut Klemm ermöglicht die Ganztagsschule ein gemeinsames Lernen und Leben, das über reinen Unterricht hinausgeht.
Die Anzahl der Ganztagsschulen in Deutschland zeigt eine kontinuierliche Zunahme. Im Jahr 2020 verfügten 71 Prozent der Schulen über ein Ganztagsangebot. Trotz dieser Entwicklung betont Klemm die Unterschiede zwischen „offenen Ganztagsschulen“ und „voll gebundenen Ganztagsschulen“. Er betont, dass die offene Form nicht ausreichend ist, um Bildungsunterschiede auszugleichen und gleiche Chancen für alle Schüler zu gewährleisten.
Abschließend unterstreicht Klemm die Vielfalt von Aktivitäten und Partnerschaften, die eine Ganztagsschule bereichern können. Er betont, dass Schule nicht allein von Lehrkräften gestaltet wird, sondern auch externe Kooperationen und Aktivitäten eine wichtige Rolle spielen. Der Schulleiter plädiert für eine ganzheitliche Ganztagsbildung und betont die Bedeutung eines umfassenden Lernumfelds, das über reinen Unterricht hinausgeht.