Aurich

Unfassbar und doch wahr: Theaterkritik zu Michel Houellebecqs „Vernichten“ am Staatstheater Wiesbaden

Verwirrende Inszenierung - Was steckt hinter „Vernichten“ in Wiesbaden?

Das Staatstheater Wiesbaden präsentiert eine Bühnenfassung von Michel Houellebecqs Werk „Vernichten“, welches angesichts der nahenden neuen Intendanz fast auf den letzten Drücker zum Publikum gelangt. Die Inszenierung des erfahrenen Regisseurs Bernd Mottl wirkt diesmal ungewohnt holprig, und es scheint, als hätte man Schwierigkeiten gehabt, der komplexen Handlung und den Dialogen gerecht zu werden. Die Umsetzung von Houellebecqs Text durch Sophia Aurich scheitert möglicherweise daran, die nötigen Zusatzinformationen geschmeidig einzuflechten.

Der Stückverlauf erscheint steif und abgespult, während einige Szenen und Dialoge sowohl steif als auch abgedroschen wirken. Ein unerwarteter Höhepunkt der Aufführung war ein Starkregen, der seinen Weg auf die Bühne bahnte und mehr Gelächter im Publikum hervorrief als die eigentlichen Pointen des Stücks. Die Charaktere bleiben womöglich oberflächlich, und die Möglichkeit, eine Bindung zu ihnen aufzubauen, bleibt fraglich.

Die Hauptfigur Paul Raison wird als wichtiger Akteur im französischen Wahlkampf präsentiert, der von Bruno Juge, einem Spiegelbild des französischen Wirtschaftsministers Bruno Le Maire, unterstützt wird. Das Stück wirft zudem einen Blick auf zeitgenössische politische und gesellschaftliche Entwicklungen, einschließlich künstlicher Intelligenz und Deep Fakes im Internet. Trotz einiger starker Momente bleibt die Inszenierung in Wiesbaden hinter den Erwartungen zurück und vermag es nicht, die tiefgreifenden Themen angemessen zu vertiefen.

Die Darsteller wie Hanno Friedrich als Paul Raison oder Ben Daniel Jöhnk als Bruno Juge liefern solide Leistungen, doch der Mangel an Raum und Kontext lässt die Figuren flach erscheinen. Die Inszenierung könnte in einer fesselnderen Gesamtsituation mehr Wirkung entfalten, doch insgesamt bleibt die Umsetzung von „Vernichten“ am Staatstheater Wiesbaden hinter den erhofften Erwartungen zurück. Interessierte Zuschauer haben noch einige Gelegenheiten, das Stück im Kleinen Haus des Staatstheaters zu erleben.

Mit einem beeindruckenden Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist unser Redakteur und Journalist ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft. Als langjähriger Bewohner Deutschlands bringt er sowohl lokale als auch nationale Perspektiven in seine Artikel ein. Er hat sich auf Themen wie Politik, Gesellschaft und Kultur spezialisiert und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und gut recherchierten Berichte.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"