Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat kürzlich angekündigt, sich dafür einzusetzen, das gesellschaftliche Tabu rund um das Thema Suizid zu durchbrechen. Dies sei ein dringend erforderlicher Schritt, da die Anzahl der Suizide in Deutschland seit etwa 20 Jahren nicht zurückgegangen sei. Jährlich nehmen sich etwa 10.000 Menschen in Deutschland das Leben, und es sei von entscheidender Bedeutung, die mit diesem Thema verbundenen Stigmata zu beseitigen. Lauterbach betonte, dass das Schicksal der Betroffenen, ihrer Angehörigen und der Hilfskräfte nicht ignoriert werden dürfe.
Im Rahmen der Nationalen Suizidpräventionsstrategie sollen gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um eine bessere Hilfe und Prävention zu gewährleisten. Dazu gehört unter anderem die Einrichtung einer zentralen, bundesweiten Koordinierungsstelle für Suizidprävention. Diese Stelle soll betroffene Personen, Angehörige und Fachkräfte über eine spezielle Webseite informieren und vertiefte Informationen zu Hilfsangeboten und Präventionsmaßnahmen bereitstellen. Es ist geplant, auch Maßnahmen zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und zur Enttabuisierung der Themen Sterben, Tod und Suizid zu initiieren.
Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören außerdem Schulungen für Fachkräfte im Gesundheitswesen und in der Pflege sowie die Einführung einer zentralen Krisendienst-Notrufnummer. Des Weiteren wird diskutiert, „methodenbegrenzende“ Maßnahmen zu verstärken, um den Zugang zu Mitteln und Orten für Suizidversuche einzuschränken. Es wird auch erwogen, ein pseudonymisiertes Suizidregister einzurichten, um die Prävention und Forschung auf diesem Gebiet zu unterstützen.
Laut Statistiken wurden bis etwa 2008 die jährlich in Deutschland begangenen Suizide signifikant reduziert, stagnierten dann jedoch auf einem Niveau von 9.000 bis 10.000 Suiziden pro Jahr. Drei Viertel der Suizide werden von Männern begangen, wobei insbesondere ältere Menschen und Menschen in hohem Alter betroffen sind. Bei einem Großteil der Suizidopfer lag eine psychische Erkrankung vor, darunter häufig Depressionen, Psychosen, Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen. Die Nationalen Suizidpräventionsstrategie ist ein wichtiger Schritt, um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken und das Bewusstsein für die Thematik zu schärfen.