Die Zahl der unerledigten Verfahren bei den Staatsanwaltschaften in Deutschland steigt kontinuierlich an, wie der Deutsche Richterbund berichtet. Im vergangenen Jahr waren laut einer Umfrage 906.536 Verfahren noch offen, was einem Anstieg um ein Viertel innerhalb von zwei Jahren entspricht. Besonders drastisch ist der Anstieg in Hamburg, wo die Anzahl der unerledigten Fälle um 70 Prozent auf 39.000 gestiegen ist.
Auch andere Bundesländer verzeichnen deutliche Zuwächse an unerledigten Verfahren. Bremen verzeichnete von 2021 bis 2023 einen Anstieg um 51 Prozent auf 15.426 Fälle, während Sachsen um 39 Prozent auf 41.474 offene Akten anwuchs. Thüringen und Berlin meldeten ebenfalls deutliche Anstiege, wobei Sachsen-Anhalt als einziges Bundesland einen Rückgang verzeichnete, aufgrund der Abschließung eines umfangreichen Ermittlungskomplexes.
Die Staatsanwaltschaften verzeichneten insgesamt im vergangenen Jahr einen Rekordwert von rund 5,4 Millionen neuen Fällen, was auf einen Anstieg von Verfahren wegen Hass und Hetze im Netz, Straftaten nach dem Aufenthaltsgesetz und Fällen von Kinderpornografie zurückzuführen ist. Der Bundesgeschäftsführer des Richterbundes, Sven Rebehn, warnt vor einer personell überlasteten Strafjustiz, die mit der steigenden Zahl von Verfahren nicht mehr Schritt halten kann.