In einer Magdeburger Plattenbausiedlung sind die Heizkosten um 250 Prozent gestiegen, was bei den Mietern für einen Schock sorgte. Ein wesentlicher Grund für diese Preisexplosion ist das Wärme-Contracting, das rechtlich zur Fernwärme zählt und somit der Fernwärmeverordnung unterliegt, obwohl es technisch gesehen eine Gasanlage ist. Dadurch zahlen die Mieter nicht mehr den Gaspreis, sondern einen Wärmepreis, der sich aus einem Grund- und einem Arbeitspreis zusammensetzt. Im vierten Quartal 2022 lag der Arbeitspreis bei fast 62 Cent pro Kilowattstunde, was im Vergleich zu anderen Energieanbietern als sehr hoch anzusehen ist.
Die Berechnung dieses Preises basiert auf komplizierten Formeln, die für Laien intransparent sind. Laut Max Hengstenberg von der Energieberatungsfirma Senercon in Berlin fließt in diese Formel ein Börsenwert vom Gasmarkt ein, der dazu führt, dass die Preise regelrecht explodieren. Es wird davon ausgegangen, dass der Versorger sein Gas nicht zu diesen Konditionen eingekauft hat, sondern lediglich zu einem kleinen Teil.
Experten wie Hengstenberg fordern daher ein Eingreifen des Gesetzgebers, um die Mieter vor solchen drastischen Preiserhöhungen zu schützen. Das Bundeswirtschaftsministerium sieht jedoch keine Gesetzeslücke und weist darauf hin, dass die Betroffenen die erhöhten Preise zivilrechtlich oder über die Missbrauchsaufsicht des Bundeskartellamts prüfen lassen können. Auch die G+E Getec Holding GmbH, die die Heizungsanlage der Plattenbau-Wohnungen in Magdeburg betreibt, sieht keinen Handlungsbedarf und ist überzeugt, dass die Preisgleitklausel alle gesetzgeberischen Anforderungen erfüllt.