In Deutschland besteht nach Ansicht von Julia Jirmann vom Netzwerk Steuergerechtigkeit eine Steueroase für Vermögende. Die Studie „Superreiche (wieder) gerecht besteuern“, die vom Netzwerk Steuergerechtigkeit zusammen mit Oxfam und dem österreichischen Momentum-Institut veröffentlicht wurde, zeigt, dass Milliardäre in Deutschland weniger Steuern zahlen als in der Schweiz. Insbesondere für Multimillionäre oder Milliardäre, die hauptsächlich Einkünfte aus Unternehmen und Vermögen generieren, bestehen unterschiedliche Sonderregelungen und Steuerprivilegien.
Die Untersuchung der Steuersysteme in Deutschland, Österreich und der Schweiz ergab, dass deutsche Milliardäre deutlich unter den Höchststeuersätzen bleiben. Im Durchschnitt beträgt die Steuerlast für Milliardäre in Deutschland 26 Prozent, während der Höchststeuersatz bei 47,5 Prozent liegt. Im Vergleich dazu zahlen Milliardäre in der Schweiz durchschnittlich 32 Prozent Steuern bei einem Höchstsatz von bis zu 41,5 Prozent. Das Steuersystem in der Schweiz gilt als progressiver im Vergleich zu Deutschland und Österreich.
Die Studienautoren schätzen, dass eine Vermögensteuer nach dem Schweizer Modell Deutschland zusätzliche Einnahmen von 73 Milliarden Euro bringen könnte. Diese Mittel könnten dazu genutzt werden, das geschätzte Haushaltsloch von 20 Milliarden Euro zu stopfen und somit Kürzungen im Entwicklungsbudget zu vermeiden. Darüber hinaus könnten wichtige Investitionen in den Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit finanziert werden.
Um die Analyse durchzuführen, haben die Experten die Steuer- und Abgabenquote typischer Vertreter der reichsten 0,1 Prozent anhand von Modellrechnungen ermittelt. Zudem wurde der Steuersatz für konkrete Milliardäre wie etwa die BMW-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt basierend auf öffentlich zugänglichen Daten über Unternehmensbeteiligungen und Geschäftsberichte berechnet.