Wissenschaft

Replikationskrise in der Wissenschaft: Neue Erkenntnisse durch META-REP-Projekt

Die Wissenschaft unter der Lupe: Entlarvung von Forschungsirrtümern und die Suche nach verlässlichen Erkenntnissen.

In einem kürzlichen Interview sprachen Professor Mario Gollwitzer und Dr. Andreas Schneck über die Replikationskrise, die das Fach Psychologie schwer getroffen hat. Im Jahr 2015 zeigte sich, dass nur 36% der replizierten Experimente die in den Originalstudien bestätigten Hypothesen bestätigten, im Gegensatz zu 97% in den Originalstudien. Diese Erkenntnis sorgte für einen Schock in der wissenschaftlichen Gemeinschaft.

Andreas Schneck führte eine Studie durch, in der er über 35.000 psychologische Studien zwischen 1975 und 2017 analysierte, um die False Discovery Rate herausfinden. Dabei stellte er fest, dass unter gewissen Annahmen die Rate bei etwa 7% liegt, jedoch bei Einbeziehung von wissenschaftlichem Fehlverhalten auf 16% ansteigt. Dies bedeutet, dass es viele falsch positive Ergebnisse geben könnte.

Die Problematik der Replizierbarkeit betrifft nicht nur die Psychologie, sondern auch andere Disziplinen wie die Wirtschaftswissenschaften und die Neurowissenschaften. Mit geringen Fallzahlen sinkt die statistische Power, was die Chancen verringert, einen Effekt zu finden, wenn er existiert. Um die Replizierbarkeit zu verbessern, sind gemeinsame Anstrengungen von Forscherteams notwendig, insbesondere bei aufwendigen Studien wie Elektroenzephalographie-Experimenten.

Die Replikationsprobleme in der Wissenschaft können zu Vertrauensproblemen bei der Öffentlichkeit führen. Deshalb betonen Gollwitzer und Schneck die Bedeutung von mehr Transparenz darüber, wie Wissenschaft funktioniert und welche Grenzen sie hat. Medien sollten bei der Berichterstattung über wissenschaftliche Studien die vorläufigen Charakter der Ergebnisse betonen, um Vertrauen zu wahren.

Die LMU hat Maßnahmen ergriffen, um Studierende auf das Thema Replikation vorzubereiten. Sowohl in der Psychologie als auch in der Soziologie gibt es Projekte und Lehrpläne, die auf Offenheit und Transparenz im Forschungsprozess abzielen. Eine aktive Fehlerkultur und Open Science Ansätze sind entscheidend, um die Qualität und Reproduzierbarkeit wissenschaftlicher Studien zu gewährleisten.

Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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