Reine, ein kleines Haufendorf, befindet sich an der Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen (NRW) und Niedersachsen. Es ist ein bemerkenswerter Ort, der durch seine einzigartige Teilung in zwei Hälften charakterisiert wird. Der westliche Teil gehört zur lippischen Gemeinde Extertal in NRW, während die östliche Hälfte zum Flecken Aerzen in Niedersachsen zählt. Diese Besonderheit hat zur Entstehung von kuriosen Gegebenheiten geführt, die das tägliche Leben der etwa 100 Einwohner beeinflussen. So berichtet Kreiszeitung, dass die Bewohner mit zwei Postleitzahlen, zwei Stromnetzen und sogar zwei Bürgermeistern leben müssen.

Ein weiteres interessantes Detail ist, dass die Müllabfuhr an unterschiedlichen Tagen für die beiden Hälften des Dorfes kommt. Ebenso wird der öffentliche Personennahverkehr durch die Abwesenheit einer durchgehenden Busverbindung eingeschränkt: Der Bus kehrt an der Grenze um, sodass die Bewohner beider Teile eigene Wege finden müssen, um öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Die Unterschiede ziehen sich wie ein roter Faden durch den Alltag der Dorfbewohner und machen Reine zu einem faszinierenden Beispiel für die Komplexität von Grenzorten in Deutschland.

Historischer Hintergrund

Die Entstehung der Grenzlage von Reine hat historische Wurzeln, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Damals wurde die Grafschaft Sternberg von der Gesamtherrschaft Schwalenberg getrennt, woraus die heutige Grenze zwischen NRW und Niedersachsen hervorging. Historische Aufzeichnungen belegen, dass es in Reine bereits vor 1226 ein kirchliches Gebäude gab. Der Grenzverlauf blieb weitestgehend unverändert und ist bis heute aktuell, was den Ort einzigartig macht. Laut Wikipedia ist die religiöse Teilung grundlegend für die identitätsstiftenden Merkmale Reines, da der Turm der Kirche sowohl den Abendmahlstisch der reformierten Gemeinde als auch den Altar der lutherischen Gemeinde beherbergte.

Dabei spiegelt die Teilung auch unterschiedliche Feiertagskulturen wider: Während Fronleichnam nur in NRW gefeiert wird, ist der Reformationstag ein Feiertag in Niedersachsen. Auch der Friedhof Reines, der sich auf der NRW-Seite befindet, bleibt für alle Einwohner zugänglich, was in solch einer Teilung von Bedeutung ist.

Gemeinschaft und Infrastruktur

Trotz der Teilung bewahren die Bewohner von Reine eine enge Gemeinschaft. Der Ort bietet eine Versammlungshalle mit einem Luftgewehrschießstand sowie einen eigenen Friedhof, der durch die Kirchengemeinde Bösingfeld verwaltet wird. Die regionale Anbindung erfolgt über den öffentlichen Personennahverkehr der Landkreise Hameln-Pyrmont und Lippe, was für die Dorfbewohner von großer Bedeutung ist.

Die besonderen Gegebenheiten von Reine sind nicht einzigartig in Deutschland. ÄHNLICH ist die Situation im Münsterland mit dem Dorf Suderwick, das an das holländische Dinxperlo grenzt, was die Vielfalt und die Herausforderungen der Grenzorte in Deutschland verdeutlicht. Wikipedia dokumentiert zahlreiche solcher Orte, die zeigen, wie komplex und vielschichtig das Leben entlang von Grenzen sein kann.