Am 22. Februar 2025 ereignete sich am Holocaust-Mahnmal in Berlin eine mutmaßlich antisemitische Messerattacke, bei der ein 30-jähriger Tourist aus Spanien schwer verletzt wurde. Der angreifende 19-jährige Syrer, Wissam al M., wurde vor Ort festgenommen. Ermittler gehen von einem antisemitischen Motiv aus, da der Tatverdächtige angab, Juden töten zu wollen. Es wurden bereits Haftbefehle wegen gefährlicher Körperverletzung und versuchten Mordes beantragt. Der Unfallhergang schildert, dass der Täter sein Opfer von hinten mit einem 20 Zentimeter langen Jagdmesser angriff.

Innenministerin Nancy Faeser (SPD) äußerte sich zu diesem „abscheulichen und brutalen Verbrechen“ und forderte eine angemessene Bestrafung sowie die Abschiebung des Täters. Dieser war 2023 als unbegleiteter minderjähriger Asylbewerber nach Deutschland gekommen und lebte zuletzt in Leipzig. Faeser betonte, dass der Angriff unerträglich ist, während Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) die Polizei und Rettungskräfte lobte und eine klare Verurteilung des Vorfalls aussprach.

Kritik an gesellschaftlicher Anteilnahme

Als Reaktion auf die Messerattacke forderte der CDU-Politiker Christoph de Vries mehr Engagement gegen den islamistischen Antisemitismus. Er kritisierte die fehlende Anteilnahme bei Demos gegen Rechts, die gleichzeitig stattfanden. Diese wurden unter anderem von Gewerkschaften und Organisationen wie „Fridays for Future“ organisiert. In Hamburg demonstrierten laut Polizei 10.000 Menschen, was deutlich unter den Erwartungen von 65.000 lag.

Aber es sind nicht nur politische Akteure, die sich äußern: Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sieht in dieser Attacke eine besorgniserregende Verbindung zwischen der Verachtung der Schoa und islamistisch motiviertem Judenhass. Der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein forderte eine gerichtliche Verurteilung des Täters sowie seine Abschiebung nach Verbüßung seiner Haftstrafe. Dies zeigt, wie drängend das Thema Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft bleibt.

Zusammenhang mit gesellschaftlichen Trends

Antisemitismus ist in Deutschland ein latentes gesellschaftliches Problem, das heute in verschiedenen Schichten verankert ist. Laut der bpb äußern sich antisemitische Vorurteile nicht mehr so offen wie früher, sondern verdeckt, was als „Kommunikationslatenz“ bezeichnet wird. Dies bedeutet, dass antisemitische Ansichten eher durch rhetorische Umwege wie sekundären Antisemitismus oder Antizionismus geäußert werden.

Umfragen zeigen, dass in der Bevölkerung eine statistische Zustimmung zu negativen Aussagen über Juden vorhanden ist. Historisch gesehen ist Antisemitismus kein neues Phänomen; er hat sich aus völkisch-nationalistischen und antimodernen Bewegungen entwickelt. Dies verdeutlicht, dass sich die diskriminierenden Haltungen im Laufe der Zeit gewandelt haben, dennoch aufrechterhalten bleiben.

Die gesellschaftlichen Reaktionen auf die Messerattacke sind daher nicht nur eine Frage der individuellen Reaktionen, sondern stehen auch im Kontext eines tiefgreifenden und weit verbreiteten Problems, das die gesamte Gesellschaft betrifft. Es bleibt eine Herausforderung, mit solchen Vorfällen umzugehen und gleichzeitig die zugrunde liegenden gesellschaftlichen Strömungen zu adressieren.