In Sofia kam es zu heftigen Protesten gegen den geplanten Beitritt Bulgariens zur Eurozone. Der Oppositionspolitiker Kostadin Kostadinow rief die Menschen auf, sich gegen die Euro-Einführung zu mobilisieren, die für den 1. Januar 2026 angestrebt wird. Vor der Vertretung der Europäischen Union zündeten laut Berichten von zvw.de nationalistische Demonstranten Feuer und warfen Molotow-Cocktails sowie Eier auf das Gebäude.
Die Polizei berichtete von sechs Festnahmen und mindestens zehn verletzten Beamten. Die Ausschreitungen wurden von der bulgarischen Regierung scharf verurteilt, während die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Empörung auf die gewalttätigen Vorfälle reagierte. Protestierend warfen Anhänger der prorussischen nationalistischen Partei Wasraschdane den Verantwortlichen sogar Datenfälschung vor und forderten ein Referendum zur Beibehaltung der nationalen Währung, dem Lew.
Politischer Hintergrund und wirtschaftliche Überlegungen
Der Druck zur Euro-Einführung entsteht aus einer komplexen Mixtur von politischer Instabilität und wirtschaftlichen Kriterien. Die amtierende Finanzministerin Ludmila Petkova gab bekannt, dass Bulgarien nun plant, den Euro Anfang 2026 einzuführen, anstelle der ursprünglich angestrebten Mitte 2025. Laut novinite.com erfordert die Einhaltung der letzten Kriterien eine technische Vorlaufzeit, bevor Bulgarien seine endgültigen Berichte bei den europäischen Institutionen einreichen kann.
Aktuell erfüllt Bulgarien das Inflationskriterium für den Eurozonenbeitritt nicht, da die jährliche Inflationsrate bei 5,1 Prozent liegt. Diese Zahl wurde von einem historisch hohen Wert von 13 Prozent im Jahr 2022 zurückgeführt. Die EU erwartet jedoch, dass Bulgarien bis Ende des Jahres alle wirtschaftlichen Kriterien erfüllt, um eine nachfolgende Verhandlung über die Euro-Einführung zu ermöglichen.
Proteste und öffentliche Meinungen
Die Proteste der letzten Tage in Sofia haben zudem deutlich gemacht, dass eine breite Mehrheit der Bevölkerung gegen die Euro-Einführung ist. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass 57,1 Prozent der Befragten eine Rückendeckung für den Euro-Beitritt ablehnen, während lediglich 39 Prozent dafür sind. Die nationalistischen Proteste, die einen direkten Einfluss auf die öffentliche Meinung haben, sind nicht nur von der Forderung nach einem Referendum geprägt, sondern auch von gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Die Führer der Vazrazhdane-Partei, die die Proteste organisiert hat, drohten bereits damit, die Arbeit der Nationalversammlung zu blockieren, sollte kein Referendum über den Euro-Beitritt stattfinden. Wie apnews.com berichtete, haben die Demonstranten ihre Forderungen mit nationalistischen Symbolen untermalt, und viele Ökonomen sind der Ansicht, dass Bulgarien nicht vorbereitet sei, den Euro einzuführen, solange die wirtschaftlichen Bedingungen dies nicht zulassen.
Die anhaltende politische Instabilität und die wirtschaftlichen Herausforderungen verdeutlichen die Komplexität des Themas Euro-Einführung in Bulgarien und die tiefen Gräben in der Gesellschaft hinsichtlich der EU-Integration.