Die Kanzlerkandidatin der AfD, Alice Weidel, steht im Fokus öffentlicher und medialer Aufmerksamkeit aufgrund ihrer Wohnsitze und Steuerangelegenheiten. Während sich die Partei auf ihren Heimatbezug beruft und mit dem Slogan „Zeit für Deutschland“ in den Wahlkampf zieht, bleibt Weidels Wohnsituation in der Schweiz und Deutschland ein umstrittenes Thema. Derwesten berichtet, dass Weidel mindestens zwei Wohnsitze besitzt, darunter eine Eigentumswohnung in Einsiedeln und ihren offiziellen Wohnsitz in Überlingen am Bodensee. Trotz ihrer Behauptung, in Deutschland Steuern zu zahlen, gibt es zunehmend Fragen zu ihrer Steuerpflicht und dem tatsächlichen Lebensmittelpunkt.
Weidel ist offiziell in Überlingen gemeldet, wo sie aber nicht immer anzutreffen ist. Die Schweizer Medien berichten, dass sie und ihre Partnerin, Sarah Bossard, nicht nur Eigentum in Einsiedeln besitzen, sondern auch ihre Kinder in der Schweiz zur Schule gehen. Anlass für die Spekulationen waren auch Interviews, in denen Weidel wiederholt die Fragen zu ihrem Wohnort abbrach, insbesondere während einer ZDF-Dokumentation, als sie mit Nachfragen zu ihren Übernachtungen konfrontiert wurde, wie Schwäbische berichtet. Dies hat zu Spekulationen über den tatsächlichen Lebensmittelpunkt von Weidel geführt.
Steuerfragen und Immobilienbesitz
Die Uneinheitlichkeit bezüglich ihrer steuerlichen Verpflichtungen wird durch verschiedene Berichte untermauert. Während Weidel und ihr Pressesprecher behaupten, dass sie alle Einkünfte in Deutschland versteuere, berichten Schweizer Zeitungen jedoch, dass Weidel auch in der Schweiz Steuern zahlen muss, die insbesondere für den „Eigenmietwert“ ihrer Wohnung anfallen. Dieser fiktive Mietwert, der als Einkommen versteuert wird, beträgt in der Regel einen großen Teil der möglichen Jahresmiete, wie auch von Handelskammerjournal erläutert. Weidel gab keine Auskunft darüber, wie und wo sie ihre Immobiliengewinne versteuert, was zu weiterem Misstrauen führt.
Die Diskussion um ihre Steuerpflicht wird außerdem durch die Tatsache verstärkt, dass Gewinne aus dem Verkauf von Immobilien in der Schweiz ebenfalls versteuert werden müssen, während ein Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz eine doppelte Besteuerung in vielen Fällen vermeiden soll. Das Fehlen klarer Informationen zu den Steuereinnahmen hat zahlreiche kritische Stimmen hervorgerufen, insbesondere seitdem Weidel eine Wohnung in Biel, Kanton Bern, nach einer Sanierung für mindestens 680.000 Schweizer Franken verkauft hat.
Öffentliche Reaktionen und Sicherheitsbedenken
Die Unsicherheiten zu Weidels Wohnsitz und Steuerpflicht haben auch eine öffentliche Debatte ausgelöst. Aktivisten forderten in einem offenen Brief Weidel zur Ausreise auf. Die politische Opposition sieht sich genötigt, Fragen zur Sicherheit von Weidel aufzuwerfen. Ein Polizeieinsatz im September 2023, der aufgrund von Anschlagsandrohungen gegen sie zu ihrem Schutz durchgeführt wurde, wirft ebenfalls Fragen nach den Kosten und der Verantwortung des Kantons auf. Der Parteipräsident der Grünliberalen-Partei, Lorenz Ilg, stellte hierzu eine parlamentarische Anfrage, um Klarheit über die Sicherheitsmaßnahmen und deren Finanzierung zu erhalten.
Weidel selbst erhielt in Deutschland Schutz durch das Bundeskriminalamt, wobei unklar bleibt, ob auch deutsches Sicherheitspersonal in der Schweiz für ihren Schutz zuständig ist. Trotz der politischen Turbulenzen betont der Pressesprecher der AfD, Daniel Trapp, dass Weidel sich nicht in die Schweizer Innenpolitik einmische und dass ihre Einkünfte und Steuerverpflichtungen transparent seien.
Die sich zuspitzende Situation verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen politische Figuren heutzutage in Bezug auf ihre persönlichen und finanziellen Angelegenheiten stehen – besonders wenn diese grenzüberschreitend sind.