Im Vorfeld der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 stehen soziale Medien wie TikTok und die Plattform X, früher bekannt als Twitter, im Mittelpunkt der Diskussion um Wahlkampftechniken und medialer Sichtbarkeit. Laut einem Report der NGO Democracy Reporting International (DPI) fanden Ermittlungen auf TikTok insgesamt 138 Fake-Accounts, von denen 95 vorgeben hatten, AfD-Politiker oder die Partei selbst zu repräsentieren. Diese Konten zogen überdurchschnittlich hohe Followerzahlen an, und die Aktivität der Pseudo-AfD-Konten war besonders hoch zwischen Anfang Januar und Anfang Februar 2025. Die Auffälligkeiten auf TikTok sind nur ein Teil eines größeren Trends im digitalen Raum, der den Einfluss der sozialen Medien auf die politische Landschaft verdeutlicht.
Zu den am häufigsten gefälschten Profilen zählten Alice Weidel und Björn Höcke, die jeweils mehrere Fake-Accounts zugeschrieben bekamen. Zudem wurden von TikTok 112 AfD-Accounts gelöscht, was die besorgniserregende Rolle von Fake-News und Falschinformationen im politischen Diskurs unterstreicht. Auf der Plattform X wurde festgestellt, dass Inhalte der AfD über doppelt so oft empfohlen wurden wie solche anderer Parteien, was die Reichweite von AfD-Inhalten erheblich steigerte. Gleichzeitig profitierten prominente Vertreter wie Alice Weidel von den Retweets von Elon Musk, der sich ebenfalls als Unterstützer der AfD positioniert hat.
Elon Musk und die AfD
Elon Musk spielt eine entscheidende Rolle in der medialen Sichtbarkeit der AfD und ihrer Spitzenkandidatin Alice Weidel. Seine Tweets, die die Partei unterstützen, und ein Live-Talk im Januar 2025 zwischen Musk und Weidel, der Millionen von Nutzern erreichte, hatten einen enormen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung. Musk bezeichnete die AfD als einziges Mittel, um Deutschland zu retten und erzeugte damit eine Welle von Diskussionen in großen deutschen Medien. In der Woche nach der Veranstaltung explodierte die Berichterstattung über Weidel, mit einem Rekordhoch von 205 Artikeln, in denen der Name Musk oft fiel.
Die Unterstützung durch Musk ist nicht nur auf persönliche Tweets beschränkt, sondern beinhaltet auch Strategien, die stark an die Kommunikationsmethoden von Donald Trump erinnern. Durch provokante Äußerungen und die Überschwemmung des öffentlichen Diskurses mit bestimmten Themen versucht die AfD, ihre Sichtbarkeit zu maximieren. Experten weisen darauf hin, dass diese Form des Agenda-Settings bei der Bundestagswahl 2025 entscheidend sein könnte, auch wenn es unklar bleibt, welche langfristigen Auswirkungen dies auf die Wählerentscheidungen haben wird.
Einfluss der sozialen Medien
Der Einfluss sozialer Medien auf Wahlentscheidungen wird unterschiedlich bewertet. Experten wie Judith Möller betonen, dass der Einfluss als gering einzuschätzen ist und von vielen Faktoren abhängt. Eine kumulative Informationswirkung könnte zwar zu einer Meinungsbildung führen, jedoch sind die sozialen Medien nicht als alleinige Entscheidungsträger zu betrachten. Andreas Jungherr warnt, dass Wahlen nicht durch kurzfristige Social-Media-Kampagnen entschieden werden können. Dennoch bleibt die Diskussion über die zunehmende Sichtbarkeit radikaler Positionen in sozialen Medien von großer Bedeutung.
Besonders sichtbar wurde dies bei der beliebten Nutzung von TikTok durch die AfD und ihre Jugendorganisation, die als die aktivsten politischen Akteure auf dieser Plattform gelten. Der toxische Diskurs auf sozialen Medien kann dazu führen, dass progressiv eingestellte Nutzer*innen sich zurückziehen, was die politische Landschaft weiter polarisiert. Umso wichtiger ist es, dass etablierten Parteien eine stärkere Präsenz in den sozialen Medien gelingt, um die pluralistische Demokratie zu unterstützen und Falschinformationen entgegenzuwirken.
Insgesamt liegen die Herausforderungen für die Bundestagswahl 2025 nicht nur in den digitalen Strategien der Parteien, sondern auch in der Notwendigkeit, den Einfluss von sozialen Medien und deren Potential zur Manipulation des öffentlichen Diskurses kritisch zu hinterfragen. Ein Blick auf die Entwicklungen auf Plattformen wie TikTok und X zeigt, dass hier ein Wettlauf um Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit im Gange ist, der weitreichende Konsequenzen für die politische Kommunikation in Deutschland haben könnte.