Heute wird deutlich, dass die HPV-Impfquoten in Deutschland nach 15 Jahren des Impfprogramms suboptimal sind. Laut Unser Mitteleuropa sind nur etwa 50% der 15-jährigen Mädchen und lediglich 33% der Jungen geimpft. Diese Zahlen verdeutlichen, dass trotz langer Impfempfehlungen, die über eine Million Menschen jährlich in Deutschland mit den Folgen von HPV-Infektionen konfrontiert sind, der Fortschritt bei der Immunisierung begrenzt bleibt.

Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt, dass Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren zwei Impfungen erhalten sollten, um einen umfassenden Schutz zu erreichen. Bei späteren Impfungen sind sogar drei Dosen erforderlich. Besorgniserregend sind auch Berichte über schwere Nebenwirkungen und Todesfälle in den USA, die in der öffentlichen Debatte immer wieder thematisiert werden. Dies führt dazu, dass viele Eltern zögern, ihre Kinder impfen zu lassen.

Schulimpfprogramme als Lösungsansatz

Um die Impfquote zu erhöhen, wurden schulische Impfprogramme ins Leben gerufen. Ein Beispiel ist das Schulimpfprogramm in Bremen, das 2014 initiiert wurde. Hier stieg die Impfquote bei 15-jährigen Mädchen um bis zu 14,8 Prozentpunkte auf 54,9%. Bei den Jungen lag die Steigerung bei 2,8 Prozentpunkten auf 32,7%. Diese Entwicklungen lassen sich auf die flächendeckende Impfangebot in den 8. Klassen zurückführen. Während Bremen vor der Einführung des Programms auf Platz 14 der Impfquote lag, hat sich die Stadt nun im Mittelfeld etabliert.

Die Evaluation dieses Programms umfasste 10.946 Schülerinnen und 2.404 Schüler aus 56 Schulen. Ein interessantes Ergebnis ist, dass die Impfquote bei Mädchen aus sozioökonomisch gering belasteten Haushalten bei etwa 40% liegt, während Kinder aus höher belasteten Familien lediglich eine Impfquote von 24 bis 26% erreichen.

Pädiatrische Praxen in Bremen berichteten zudem von einer erhöhten Nachfrage nach Informationen und Impfungen, was das RKI dazu veranlasst, zu vermuten, dass das schulische Impfprogramm einen positiven Einfluss auf die Impfquote hat.

Forschung zur Steigerung der Impfquote

Parallel zu diesen Initiativen läuft das Forschungsprojekt „InveSt HPV“, gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit, das bis Juni 2026 andauern wird. Das Projekt hat das Ziel, Ansätze zur Steigerung der HPV-Impfquoten zu erforschen. Dazu gehört die Untersuchung von Hürden für den Einsatz von Erinnerungssystemen, die Eltern und Ärzte daran erinnern sollen, dass ihre Kinder geimpft werden müssen. Auch werden Schulungen für das medizinische Personal durchgeführt, um die Kommunikation mit Eltern zu verbessern und die Impfquoten zu erhöhen berichtet das RKI.

HPV-Infektionen sind in Deutschland weit verbreitet und können zu verschiedenen Krebsarten führen. Jährlich erkranken etwa 6.250 Frauen und 1.600 Männer an HPV-bedingten Karzinomen, wobei der größte Anteil auf Zervixkarzinome entfällt. Daher ist es besonders wichtig, die Impfquoten, die 2021 bei 54% für 15-jährige Mädchen und 27% für Jungen lagen, weiter zu erhöhen stellt das RKI fest.

Aufgrund der hohen Zahl an Krebserkrankungen könnte eine Verbesserung der Impfquote nicht nur die Gesundheit der Bevölkerung steigern, sondern auch die Gesundheitskosten langfristig senken. Es bleibt abzuwarten, ob die aktuellen Maßnahmen eine nachhaltige Wirkung auf die HPV-Impfquoten in Deutschland haben werden.