In Deutschland ist die Diskussion um psychische Gesundheit und die Unterstützung von Menschen in Notlagen aktueller denn je. Nach der tragischen Bluttat in Aschaffenburg geriet die Frage in den Fokus, welche Unterstützung für Menschen mit psychischen Problemen tatsächlich bereitsteht. Vanessa Vu, Redakteurin bei „Zeit Online“, weist darauf hin, dass viele Menschen anscheinend nicht die notwendige Hilfe erhalten. Ihre Analyse stellt heraus, dass besonders junge Männer häufig zu Tätern werden und bezeichnet diese als „verzweifelte junge Männer“. Soziologe Andreas Kemper ergänzt, dass die Geschlechtszugehörigkeit eine Rolle spielt, da es fast ausschließlich Männer sind, die solche Gewalttaten begehen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bietet einen erschreckenden Einblick in die psychische Situation bei Geflüchteten. Er erläutert, dass jeder dritte Geflüchtete unter psychologischen Problemen leidet. Diese Zahlen sind alarmierend, besonders wenn man bedenkt, dass Deutschland im letzten Jahr 250.000 Asylbewerber aufgenommen hat — und seit 2015 insgesamt 2,7 Millionen. Daraus ergibt sich die Besorgnis, dass bei etwa einem Drittel dieser Gruppe annähernd eine Million Menschen behandlungsbedürftig sind.
Der Mangel an Therapieplätzen
Ein zentrales Problem ist der Mangel an Therapieplätzen. Laut der Bundespsychotherapeutenkammer fehlen rund 7.000 Kassensitze, was die Situation weiter verschärft. Diese Engpässe bei den Therapieplätzen machen die bereits vulnerable Gruppe noch verletzlicher. Kritiker der bestehenden Migrationspolitik argumentieren, dass unkontrollierte Migration nicht nur ein großes, sondern in der aktuellen Situation auch ein gewaltiges Problem für Deutschland darstellt.
Im Kontext der psychiatrischen Versorgung wird auch deutlich, dass viele Schutzsuchende, insbesondere aus der Ukraine, psychiatrisch-psychotherapeutische Beratungen, Diagnostik und Behandlungen benötigen. Prof. Dr. Meryam Schouler-Ocak vom DGPPN-Referat „Interkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie, Migration“ hebt hervor, dass Personen mit Migrations- und Fluchthintergrund oft andere Erklärungsansätze für ihre psychischen Beschwerden haben. Ihre Behandlungserwartungen sind von ihren kulturellen Hintergründen geprägt, was zusätzliche Anforderungen an das Gesundheitssystem stellt.
Unterstützungsbedarf und Barrieren
Um den Zugang zur Psychotherapie für diese Gruppen zu verbessern, ist es notwendig, sprach- und kulturgebundene Barrieren abzubauen. Dies erfordert die Bereitstellung von professionell qualifizierten Dolmetschern, deren Kosten von den Krankenkassen getragen werden sollten. Zudem müssen die Ressourcen im Gesundheitssektor für geschulte Fachkräfte ausgeweitet werden, die interkulturelle Kompetenz besitzen. Die DGPPN engagiert sich aktiv in diesem Bereich, indem sie nationale und internationale Aktivitäten organisiert und an aktuellen Debatten teilnimmt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Notwendigkeit eines funktionierenden Netzes aus Therapeuten und Sozialarbeitern für die Unterstützung von Menschen in psychischen Notlagen dringender ist denn je. Der Fall eines Vaters, Michael Kyrath, der seine Tochter durch eine Messerattacke verlor, hat intensivere Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalttaten gefordert. Solche tragischen Ereignisse weisen auf die dringende Notwendigkeit hin, sowohl den psychischen Bedarf als auch die Versorgungsdefizite gezielt anzugehen.
Der aktuelle Handlungsbedarf in der Psychiatrie ist daher klar: Maßnahmen zur Unterstützung und Integration von Geflüchteten müssen verstärkt und die Ressourcen im psychotherapeutischen Bereich dringend erweitert werden, um die Herausforderungen der Zeit zu meistern.
Für weiterführende Informationen zu den Hintergründen der Psychiatrie und Psychotherapie mit Migranten, die auch neue Wege zur Verbesserung der Versorgung aufzeigen, siehe DGPPN und die Analysen von Focus Online.