Dr. Wolfgang Kapp (72) wird Ende März 2025 seine Hausarztpraxis in Wasseralfingen schließen. Nach 28 Jahren in eigener Praxis, die er seit Februar 1997 führte, müssen rund 2000 Patienten sich einen neuen Hausarzt suchen. Diese Entscheidung wurde gemeinsam mit seiner Frau Brigitte Kapp (62) getroffen, da die hausärztliche Versorgung in der Region angespannt ist. Laut Schwäbische Post lag die Versorgungsquote in Wasseralfingen Mitte 2023 unter 50 Prozent. Damit wird die Situation für die Patienten in der ländlichen Region noch schwieriger.

Das Schließen von Dr. Kapps Praxis ist Teil eines größeren Problems, das die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten betrifft. Der hausärztliche Versorgungsgrad im Planungsbereich Aalen, Hüttlingen, Oberkochen und Essingen hat seit 2021 abgenommen und liegt aktuell bei 96%. Insgesamt gibt es acht unbesetzte Hausarztsitze in dieser Region. Mediportal Ostalbkreis berichtet, dass 41% der Hausärzte über 60 Jahre alt sind und bald in den Ruhestand gehen werden.

Herausforderungen in der ländlichen Gesundheitsversorgung

Die Entscheidung von Dr. Kapp, seine Praxis zu schließen, kommt nicht überraschend, denn Einzelpraxen gelten zunehmend als unattraktiv. Dies liegt insbesondere an der Bürokratie und den Herausforderungen der Digitalisierung, die viele junge Ärzte abschrecken. Trotz seiner Bemühungen um eine Nachfolge konnte Dr. Kapp keine geeignete Nachfolgerin oder keinen geeigneten Nachfolger finden. Nach der Schließung seiner Praxis verbleiben lediglich zwei Hausarztpraxen in Wasseralfingen.

Die Gründung der Genossenschaft „Kocher MED eG“ im Jahr 2024 soll die hausärztliche Versorgung sichern. Diese Genossenschaft hat das Ziel, Medizinische Versorgungszentren (MVZs) zu betreiben, um junge Ärzte zu gewinnen und attraktive Arbeitsplätze zu schaffen. Die Bundeszentrale für politische Bildung hebt hervor, dass landwirtschaftliche und ländliche Regionen oft mit einer geringeren Anzahl an Gesundheitsversorgungseinrichtungen konfrontiert sind, was die Situation zusätzlich erschwert.

Die Rolle der Kommunen und innovative Ansätze

Um den Herausforderungen der Gesundheitsversorgung zu begegnen, haben die Stadt Aalen und die Gemeinde Hüttlingen bereits beschlossen, Mitglieder der Kocher MED eG zu werden und Geschäftsanteile zu zeichnen. Landrat Dr. Joachim Bläse lobt die engagierte Ärzteschaft in der Region, während Oberbürgermeister Frederick Brütting betont, wie wichtig es ist, die Arztsitze in Aalen zu sichern. Die Unterstützung durch den Ostalbkreis verdeutlicht das Engagement zur Verbesserung der medizinischen Versorgung.

Um eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen zu gewährleisten, sind innovative Lösungsansätze unerlässlich. Dazu zählen die Förderung von telemedizinischen Verbindungen sowie die Schaffung von neuen Kooperationsmodellen zwischen den Praxen. Mit der Schließung von Praxen und dem bevorstehenden Ruhestand vieler Ärzte wird der Druck auf die verbleibenden Gesundheitsdienstleister in der Region weiter zunehmen.

Für die Patienten in Wasseralfingen und der umliegenden Region wird es immer wichtiger, sich mit den bestehenden Herausforderungen in der medizinischen Versorgung auseinanderzusetzen und geeignete Schritte zu ergreifen, um eine angemessene Versorgung sicherzustellen.