In Brüssel haben sich die Spannungen im Drogenmilieu in den letzten Tagen dramatisch verschärft. Am Morgen des 17. Februar 2025 feuerten zwei junge Männer vor einer Metrostation Warnschüsse mit einer Kalaschnikow ab, was die Behörden alarmierte. Sicherheitskameras konnten die Tat aufzeichnen, während 23 Patronenhülsen und fünf Einschüsse in der Mauer gefunden wurden. Glücklicherweise gab es keine Verletzten, der öffentliche Nahverkehr musste jedoch für einen halben Tag gesperrt werden. Die Täter flüchteten durch einen U-Bahn-Tunnel, was die besorgniserregende Situation weiter verstärkt.

Diese Schießerei war die vierte in nur 48 Stunden, was den Bürgermeister von Anderlecht, Fabrice Cumps, dazu veranlasste, die Lage als „Krieg zwischen Gangs“ zu bezeichnen. Ein vorangegangenes Vorfall führte in der Nacht zum Freitag zum Tod eines Mannes, während ein weiterer bei einem ähnlichen Vorfall am Bein verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Behörden machen rivalisierende Drogenbanden für die eskalierende Gewalt verantwortlich, die zunehmend auch die öffentliche Sicherheit gefährdet.

Krise des Drogenkriegs

Die Drogenbandenkriminalität in Brüssel wird in der Gesellschaft als breites Problem wahrgenommen. Besonders heftig hat diese Kriminalität die Gegend um den Brüsseler Südbahnhof erfasst, der als bekannter Ort für Drogenhandel gilt. In der vergangenen Woche wurden in Anderlecht zwei junge Männer erschossen, und trotz der Nähe von Polizeikräften konnte keine Vorbeugung stattfinden. Innenminister Bernard Quintin hat daraufhin eine Krisensitzung mit Sicherheitsbehörden einberufen, um Lösungen zu finden.

Die neue Regierung unter Premierminister Bart De Wever hat die Polizeipräsenz in der Stadt erhöht und plant, die Bundespolizei mit mehr Personal auszustatten. Dies geschieht in der Hoffnung, die inoffiziellen Schätzungen von etwa 100 Schießereien im letzten Jahr mit rund einem Dutzend Toten zu reduzieren. Auch die belgische Drogenbeauftragte Ine Van Wymersch hat eine Null-Toleranz-Politik gegen die Drogenbanden gefordert, um der Gewalt entgegenzuwirken.

Ursachen und Herausforderungen

Der Ursprung der Drogenproblematik lässt sich auf den Hafen von Antwerpen zurückführen, der als Hauptumschlagplatz für Kokain gilt. Der Drogentransport von Brüssel in den Rest Europas hat sich zu einem profitablen Geschäftsmodell entwickelt. Doch der belgische Föderalismus erschwert die Situation, da es in Brüssel sechs eigenständige Polizeieinheiten gibt. Dies führt zu einer Zersplitterung der Sicherheitskräfte und einer ineffektiven Bekämpfung des Drogenhandels.

Die Drogenangebote in der EU bleiben hoch, und die Vielfalt und Reinheit der illegalen Substanzen stellen eine neue Herausforderung für die Gesellschaft dar. Die Verfügbarkeit von Kokain hat einen historisch hohen Stand erreicht, und synthetische Stimulanzien gewinnen in der Drogenszene an Bedeutung, was die gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung erheblich erhöht. Immer mehr Minderjährige sind in Bandenkriminalität verwickelt, was ein zusätzliches alarmierendes Zeichen für die eskalierenden Drogenproblematik in der Region darstellt.

Der Drogenkrieg in Brüssel ist ein komplexes Phänomen, das nicht nur die Sicherheit der Bürger gefährdet, sondern auch weitreichende gesellschaftliche Folgen hat. Da die Justizbehörden überlastet sind und viele junge Männer keine Abschreckung durch die Polizei wahrnehmen, herrscht ein Gefühl der Straflosigkeit. In den kommenden Wochen wird sich zeigen müssen, ob die neue Strategie der Regierung ausreichend ist, um die Gewalt im Drogenmilieu zu reduzieren und nachhaltig für Sicherheit zu sorgen.

Die Entwicklung der Drogenproblematik in Europa erfordert zudem eine verstärkte internationale Zusammenarbeit, um den Herausforderungen effektiv begegnen zu können. Illegale Drogen haben erhebliche Auswirkungen auf die gesellschaftliche Stabilität, und Politik sowie Gesundheitsbehörden müssen auf die stetig steigenden Risiken reagieren.

sueddeutsche.de berichtet, dass der Drogenkrieg in Brüssel eine Vielzahl von Facetten aufweist. Insbesondere die Vielfalt der Drogenangebote in Europa, wie sie im Europäischen Drogenbericht 2023 dokumentiert ist, zeigt die Dimensionen und die Komplexität der Situation auf.