Alice Weidel, die Kanzlerkandidatin der Alternative für Deutschland (AfD), hat in einem kürzlich veröffentlichten Interview ihre Unterstützung für Björn Höcke, den umstrittenen Chef der AfD in Thüringen, bekräftigt. Am vergangenen Wochenende traf sich Weidel während der Münchner Sicherheitskonferenz mit dem US-Vizepräsidenten J. D. Vance, um den Ukraine-Konflikt und die deutsche Außenpolitik zu diskutieren. Während des Treffens, das 30 Minuten dauerte, sprach Weidel auch über die Vorwürfe der Unabhängigkeit der Justiz in Deutschland und kritisierte die Staatsanwaltschaft.

Darüber hinaus bezeichnete Weidel das frühere Ausschlussverfahren gegen Höcke als einen „Fehler“. Sie betonte ihre Anerkennung gegenüber ihm und äußerte, dass der Ausschluss überzogen gewesen sei. Weidel bekräftigte, dass Höcke für ein Ministeramt infrage komme und beschrieb ihn als bodenständig und beliebt in Thüringen. Dies geschieht in einem Kontext, in dem die AfD in Umfragen eine Unterstützung von etwa 20-21 Prozent erreicht hat.

Björn Höcke als Ministerkandidat

Höcke hat in der Vergangenheit mit radikalen Äußerungen über die Neubewertung der Geschichte des Nationalsozialismus für Empörung gesorgt. Trotz dieser Kontroversen sieht Weidel ihn als wertvollen Verbündeten zur Erweiterung der Reichweite der AfD. Im Wahlkampf in Thüringen haben sich Weidel und Höcke gemeinsam engagiert und ihre Verbundenheit demonstriert.

Weidel räumt ein, dass ihre frühere Überlegung, Höcke auszuschließen, „völlig überzogen“ war. Diese Wende könnte zeigen, dass die AfD versucht, eine Balance zwischen ihrer radikalen Basis und dem Wunsch, als ernstzunehmender politischer Partner wahrgenommen zu werden, zu finden. Sie hält auch eine Koalition zwischen der AfD und der CDU für wünschenswert.

Die Außenpolitik der AfD

Weidel strebt gute Beziehungen zu Russland, China und den USA an und kritisierte die aktuelle deutsche Außenpolitik. Ihre Forderung nach einem Ende der Sanktionspolitik gegen Russland und der Notwendigkeit von Friedensverhandlungen spiegelt die Russland-freundliche Linie der Partei wider, die trotz des Ukraine-Konflikts fortbesteht. Weidel formulierte auch klare Positionen zur Remigration, indem sie die Umsetzung von Recht und Gesetz betonte und eine Kontrolle der Grenzen sowie die Ausweisung von Straftätern und illegalen Aufenthaltern forderte.

Die AfD wurde 2013 gegründet und hat sich zur ersten flächendeckend etablierten Partei am rechten Rand des deutschen Parteiensystems entwickelt. Nach einem erheblichen Rechtsruck innerhalb der Partei, der durch die Flüchtlingskrise 2015 gefördert wurde, hat die AfD kontinuierlich ihre Positionen in der Gesellschaft verstärkt. Der Einfluss rechtsextremer Kräfte hat jedoch für innere Turbulenzen gesorgt, die die Stabilität der AfD gefährden.

In den vergangenen Jahren hat die AfD vor allem in Ostdeutschland hohe Wahlergebnisse erzielt und zeigt ein starkes Wählerpotenzial, insbesondere unter männlichen und mittleren Jahrgängen. Der Erfolg der Partei ist stark mit der Unzufriedenheit vieler Wähler verknüpft, die oft rechtsextreme Überzeugungen befürworten.

Die Herausforderung liegt für die AfD darin, ihr reines Anti-Establishment-Image aufrechtzuerhalten, während sie gleichzeitig als ernstzunehmender politischer Partner agieren möchte. Anfängliche Schwerpunkte in der Euro- und marktliberalen Politik haben an Bedeutung verloren, während die anti-positions-Politik in Asyl- und Zuwanderungsfragen das öffentliche Bild von ihr stark prägt.

Die strategischen Entscheidungen von Weidel und die Position von Höcke könnten entscheidend sein für die Zukunft der AfD und deren Wahrnehmung in der politischen Landschaft Deutschlands.

Compact, HNA, bpb