Der Rechtsstreit zwischen Aldi und Tchibo über Kaffeepreise nimmt Fahrt auf. Im Dezember letzten Jahres klagte Tchibo gegen Aldi, weil der Discounter seine Eigenmarkenprodukte zu unverhältnismäßig niedrigen Preisen anbot. Das Landgericht Düsseldorf wies diese Klage jedoch als unbegründet zurück und entschied somit zugunsten von Aldi. Tchibo plant nun, gegen dieses Urteil in Berufung zu gehen, da sie die Entscheidung als von grundsätzlicher Bedeutung ansehen.

Tchibo wirft Aldi vor, Kaffee unter den Herstellungskosten anzubieten, was gegen Kartell- und Wettbewerbsrecht verstoße. Laut Tchibo stellt der günstige Verkauf des Kaffees der Eigenmarke Barissimo eine Bedrohung für den gesamten Markt dar. In der Berufungsverhandlung, die beim Oberlandesgericht Düsseldorf stattfinden wird, hofft Tchibo auf eine neue Beweisaufnahme.

Marktentwicklung und Bedeutung der Kaffeepreise

Die Kaffeepreise haben in den letzten Jahren aufgrund steigender Rohkaffeepreise und Produktionsprobleme einen deutlichen Anstieg erfahren. Für 2024 wird in Deutschland mit höheren Preisen gerechnet, insbesondere bei darunter liegenden Preisklassen in Großpackungen, die um mindestens 30% teurer werden könnten. Kleinere Packungen sowie Markenkaffee und Kapseln sind zwar ebenfalls betroffen, jedoch in geringerem Maße.

Der Preis für Arabica-Bohnen hat an der Rohstoffbörse ICE in New York die Grenze von 320 US-Cent pro Pfund überschritten, ein Rekordwert seit 1977. Diese Entwicklung führt dazu, dass Verbraucher in den kommenden Monaten mit spürbaren Preissteigerungen rechnen müssen. Aldi hat bereits den Preis für seine Eigenmarkenprodukte angehoben, während andere Einzelhändler aufgrund der hohen Preise einige Markensorten aus dem Sortiment genommen haben.

Auswirkungen des Rechtsstreits auf die Verbraucher

Eine Entscheidung des Oberlandesgerichts könnte nicht nur die Preisgestaltung bei Aldi beeinflussen, sondern auch weitreichende Folgen für die Marktpreise im Allgemeinen haben. Marktführer Tchibo sieht weitere Preiserhöhungen als unausweichlich an, da die Kaffeelager weltweit nahezu leer sind und kein Puffer gegen die steigenden Rohstoffe vorhanden ist.

Hinzu kommt die schwierige Situation in Brasilien, dem wichtigsten Kaffeeerzeuger, wo extreme Trockenheit die Produktion negativ beeinflusst. Prognosen weisen darauf hin, dass die Ernte schlechter ausfallen wird als die bereits enttäuschenden Vorjahresernten. Diese Umstände, gepaart mit einer steigenden Nachfrage und möglichen Importzöllen in den USA, könnten die Problematik weiter verschärfen.

In den letzten Jahren stiegen die Preise für Kaffeepads und -kapseln um 25%, während Bohnenkaffee um 20% teurer wurde. Dies zeigt den spürbaren Einfluss der globalen Marktentwicklung auf die Preisgestaltung in Deutschland, wo der durchschnittliche Kaffeekonsum bei 164 Litern pro Kopf jährlich liegt. Die Branche steht somit vor herausfordernden Zeiten, während die rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen Aldi und Tchibo für zusätzlichen Spannungsbogen sorgen.

Die Verbraucher dürfen gespannt auf die Entwicklungen im Berufungsverfahren des Oberlandesgerichts warten, da diese weitreichende Konsequenzen für die Preisstruktur des beliebten Getränks haben könnten. Ob die Konkurrenz durch preiswerte Angebote bestehen bleibt oder ob die Preise ansteigen, wird sich in naher Zukunft zeigen.